Mittwoch, 1. März 2017

FC Schradenland - SpVgg Finsterwalde

Sonntag 26. Februar

Bevor wir, liebe Leser, zum Tagesgeschäft übergehen muss ein Wort der Entschuldigung gesprochen werden. Lang, zu lang ist es still geblieben um den hafer. Zurecht vermuten einige ein Abtauchen vor dem gewaltigen Mediensturm auf das Autorenkollektiv oder die unzähligen Interviewanfragen als Grund dafür. Aber nein! Mit Alldem können wir seriös und professionell umgehen. Vielmehr galt die Pause einer künstlerischen Findungsphase. Das Resultat eben jener Phase ist, wie zu vermuten ist, klar: Alles war im Großen und Ganzen recht geil und darum machen wir einfach weiter wie gehabt. In dieser Selbstbestätigung könnte man sinnlos verschwendete Zeit sehen, oder einfach das Fazit, was der hafer war, ist und sein wird, nämlich ziemlich geil.
Grenzgebiet Heimat
 
Nun, da die Umstände der längeren Abwesenheit klar und offen vorliegen gilt es tatsächlich sich dem Altbewährtem zu widmen. Hafer ist und war schon immer spontan, so auch an diesem eher durchwachsenem Sonntagvormittag. Kurze Korrespondenz zwischen den Autoren, ein wenig hin und her, und die Tatsache das innerstädtisch nahezu alles gesehen und beschrieben wurde, führten zu der Entscheidung sich ins Brandenburgerland zu begeben. Sicherlich haben sich auch anderswo diverse Spiele, gar Derbys angeboten, aber im Rahmen der „Lerne-deine-Heimat-kennen Tour 2017“ galt es sich ein wenig mehr aus dem Fenster zu lehnen. Eben jenes Fenster bot die Partie zwischen dem FC Schradenland und der SpVgg Finsterwalde. Randnotiz: Derby! Wie eingangs erwähnt führte es das Autorenkollektiv heraus aus dem Freistaat, hinein zum nächst nördlichen Nachbarn, Brandenburg. Brandenburg, vermutete 2/3 Truppenübungsplatz und entgegen aller lyrischen / musikalischen Vorwarnungen sind uns hier weder jugendliche Nazis, Wolfsrudel oder gar Achim Menzel unter die Augen gekommen. So weit so gut! 
frisches, saftiges aber leider unberührtes Grün
Die Anreise mit dem PKW gestaltete sich recht einfach und kurzweilig. Knappe 50 Minuten wurden mit reichlich Fachgesimpelei gekonnt überbrückt. Runter von der Bahn galt es diverse Mischwaldlandstriche, Birkenhaine und kleine oder auch winzige Ortschaften zu bestaunen. Einige Brandenburgklischees scheinen wohl doch nicht so weit hergeholt... Die Anreise erfolgte also alles in allem problemlos und auch das finale Eintreffen an der Spielstätte fiel wenig schwer. Vor Ort gab es keinerlei Probleme einen Parkplatz zu finden, sicherlich auch der Populationsdichte hier zu verdanken. Sei es drum, geparkt, ausgestiegen, enttäuscht. Enttäuscht? Warum? Schon beim ersten Hinsehen wurde klar, dass eben jener Spieltag nicht auf dem augenscheinlich sich in gutem Zustand darbietendem Rasenplatz stattfinden würde. Zum Platz aber gleich mehr. Denn einmal bei den Anreisemodalitäten angekommen können wir den Faden auch zu Ende spinnen und direkt zur Tribünenwertung übergehen. Gespielt wurde letztendlich auf einem roten Ascheplatz. Das ist sicherlich kein Rasen, aber aus der unsrigen Sicht immer noch besser als jede künstlich dargebotene Wiese. Stadionsprecher gab es keinen und auch Sitzmöglichkeiten waren nicht vorhanden. Dennoch konnte der Platz, umgeben von Brandenburgischem Mischwald und Plattenbauten, seinen speziellen Charme versprühen. Eintritt wurde in Form von einem daher gelaufenem Ordner kassiert und auch wenn sonst keiner wusste was hier gelöhnt werden muss, er wusste es. 2,50€ sollte das Vergnügen dieses Derby verfolgen zu können kosten. Nimmt man all das zusammen und rechnet die unfassbare Ikonendichte vor Ort dazu, kommt man zu dem Urteil: 3 von 5 Tribünenpunkte. Wem das zuviel erscheinen mag, der war noch nicht hier. Was an Hardware fehlt macht macht die Stimmung und die gute Laune um die Spielstätte herum wieder wett. Und überhaupt, wer sollte so`n hafer Entscheidungen in Frage stellen?
Plattenbaucharme in der Pampa
 
Bevor es nun zur ersten Platzbeschau ging, wurden auch schon das erste Mal die hiesigen Örtlichkeiten unter die Lupe genommen. Gelegen zwischen dem Rasenplatz und der heute bespielten Hartmieze fanden wir diese vor. Ein kleiner schlichter Block der durch ein unmittelbar daneben installiertes Hinweisschild als Toilette angepriesen wurde, versprach von außen was er innen halten sollte. Es war von allem etwas da. Pissoirs und auch die Möglichkeit seine große Notdurft zu verrichten wurden zur Verfügung gestellt. Oberflächlich sauber aber weit weg von klinisch steril. Kurzum, absoluter Durchschnitt. Demnach wären wir bei 2,5 von 5 Klobürsten. Da sich aber vielerorts das Trockengebläse als Standard etabliert hat und hier vor Ort noch das gute alte Papierhandtuch Einzug hält erhöhen wir kurzer Hand auf 3/5 Klobürsten. 
Fangnetze und andere Schandtaten
Der Arbeit vorerst genug verrichtet konnte nun endlich das Ortsansässige Kneipchen unter Augenschein genommen werden. Was so leicht daher gesagt ist, gestaltete sich doch schwieriger als gedacht. Gar musste kurzzeitig befürchtet werden gänzlich auf dem Trockenen sitzen zu bleiben! Ein einfacher grauer Container, unmittelbar neben dem Platz, entpuppte sich dann aber doch als Quelle für ein frisch Gezapftes. Mal eben die hiesige Kioskmuddi bezirzt konnte eben jenes Zapfwerk für den schmalen Taler (1,50€uro) erworben werden. Dass das Bier aus dem Hahn kam konnte in Augenschein genommen werden, worum es sich dann aber genau handelte das konnte nicht abschließend geklärt werden. Weder Faß, noch Becher wiesen eine Beschriftung auf. Was solls, es war Bier im Becher und diese Erkentniss ist am Ende doch die wichtigste. Mit Becher in der Hand und flinken Schrittes machte sich das Autorenteam auf den Weg zur Platzbegehung. Die rote Asche wurde an beiden Kopfenden gerahmt von Fangnetzen die vermutlich aus der Insolvenzmasse ehemaliger Hochseefischer stammten. Verschlissen und mit Moos bedeckt generierten diese zwar einen gewissen rustikalen Charme, einen sonstigen Auftrag den es zu erfüllen gilt konnten wir nicht deuten. Bälle fangen konnte es zumindest nicht mehr sein. Die Gegengerade, der Standort von Wechselbank und Coachingzone, war geprägt von einem schönen Naturhang der durch viel Baumgut zu imponieren wusste. Bei schönerem Wetter könnte man hier sicherlich auch mal ´n Deckchen auspacken und es sich gemütlich machen. Wollte man sich aber heute unter den Zuschauermassen wähnen, so hielt man sich nahe der Tränke im Eingangsbereich auf. Macht schließlich auch am meisten Sinn. Hatten sich nun endlich auch Schiedsrichter eingefunden konnte die Partie pünktlich beginnen. 
Wo soll ich jetzt nur anfangen...Beim Anstoß, das liegt nahe und da gibt’s auch nicht viel falsch zu machen. Neueste Regeln den Spielbetrieb durch einen Pass in die eigene Hälfte zu beginnen haben sich tatsächlich bis Südbrandenburg herum gesprochen. Und so geschah es auch. Prima ausgeführt, ganz klasse! Das war dann auch für lange Zeit das Einzige was klappen wollte. Zumindest hatte man, hatten wir, als aussenstehende Personen diesen Eindruck. Sollte es das Konzept beider Trainer gewesen sein das Spiel des jeweils anderen zu torpedieren und zu zerstören..dann hat das geklappt. Fragwürdig nur warum man das versucht, indem man selbst so gar nix Vernünftiges anstellt. Rudelbildung um den Ball, stolpern über eigene oder des Gegners Beine sind nur wenige Beispiele für etwas was man nur schwer als Spiel bezeichnen kann. 12 Minuten dauerte es dann bis der Ball (und ich schwöre keiner weiß wie) dann im Netz der Heimmannschaft zappelte. Der darauf folgende Anstoß war dann wieder sehr gut. Hier hat man scheinbar viel Zeit im Training investiert. Der Rückstand, der unschöne Platz und weil einfach nichts klappen wollte führten dazu das die Begegnung nun ruppiger wurde. Viele, viel zu viele Aktionen am Rand des Erlaubten und darüber hinaus blieben vom Schiedsrichter ungeahndet. 40 Minuten sollte es dauern bis die erste gelbe Karte gezogen wurde. Bis dahin gab es einige Schürfwunden und verlorene Schuhe zuviel. Im Griff hatte der Unparteiische hier nicht viel. Kurz vor Schluss kam zu viel Mist bei den Gastgebern auch noch Pech dazu. Ein Freistoß krachte gegen die Latte und der daraus resultierende Konter führte zum 0:2 durch den jetzt Doppeltorschützen Falko Kinastowski. Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass der wohl beste Spielzug der Begegnung hierzu führte. Ein Lehrbuchkonter über 3-4 Stationen und die aufgerückten Gegner standen völlig blank, wirklich schön. Vom Pech verfolgt waren die Gastgeber übrigens nicht nur in dieser Situation. Insgesamt 4 mal Alu! Haste Scheiße am Schu, haste Scheiße am Schuh. 
Pause!
Läuft bei uns!
Wenn der Ball nicht rollt machts halt der Rubel. Nahrungsaufnahme stand auf dem Programm. Angeboten wurden lediglich Bockwürste. Dargereicht wahlweise mit Gewürzketchup oder Bautzner Mittelscharf mit Weißbrot. Das mit den Würsten ist ja so ne Sache. Bleiben sie zu kurz im Topf, bleibts kalt, aber nur ´n Weng zu lang und es knallt. So tat es sich auf, dass einem der beiden Autoren nur eine weit aufgerissene Bocki offeriert werden konnte. Schade aber natürlich kein Grund diese zu verschmähen. Geschmacklich und auch optisch wussten die Würste, zumindest die, die heile blieben, zu begeistern. Brot war ok, Hauptsache da. Bier, Wurst, Kaffee und diverse Teesorten und schon ist die Speisekarte runter erzählt. Das reicht bestenfalls für gesundes Mittelmaß. Was dann aber geschah, gab es so noch nie und es darf bezweifelt werden das es bald wieder passiert. Lag es an der Ausstrahlung und dem offenen Auftritt der Autoren oder am Brandenburgischem Sinn für Gastfreundschaft oder war es eine Mischung aus beidem? Wir werden es nie erfahren. Was ist passiert? Kurz nach Verzehr der eben erworbenen Fleischware war es die Kioskmuddi selbst, die durch ein zaghaftes Schultertupfen auf sich aufmerksam machte. In ihren Augen sah man Stolz und in ihrer Hand eine BOCKWURST. Gratis reichte sie diese dar und entschuldigte sich für das geplatzte Würschtl von eben. Überwältigt vor Freude und voller Wohlwollen wurde angenommen was dargereicht wurde. Großartige Geste! Danke Kioskmuddi! 
Man kann sich streiten, muss man aber nicht. Klare Angelegenheit 5 von 5 Bockwürsten, ohne wenn und aber! 
Beste Szene des Spiels!
So schön die Erfahrungen der Halbzeit auch waren, so schnell wurden wir auf den harten Boden der Fußball Tatsachen zurückgeholt. Der Fairness halber sei gesagt das der Auftakt in Hälfte 2 nicht der schlechteste war. Offenbar hatte der Trainer der Heim11 seinen Mannen eine Aufzeichnung von Florenz gg. Gladbach gezeigt und so schier unbändigen Willen entfesselt. Und dieser hielt, er hielt 4 Minuten. 1:2 Marvin `Marv`Heide verkürzte. 3 gelbe Karten, 3 Auswechslungen und unfassbar viel hafer dauerte es bis zur 91. Minute und ein Highlight tat sich auf. Elfmeter Schradenland in der Nachspielzeit! Das ist die Gelegenheit ein verkorkstes Spiel noch zu retten, die Gelegenheit um im Abstiegskampf noch einen wichtigen Punkt zuhause zu behalten. 1 Gelegenheit, 1 Schütze, 1 Torwart. Alle Gedanken und Blicke ruhen auf dem Ball. Anlauf. Blicke. Eine Aura des Schweigens. Momente scheinen ewig zu währen. Dann der Schuss. Flach, langsam und direkt in die Mitte...gehalten (wie könnte man auch nicht) Abpfiff! Der Schiri erlöst Zuschauer und Teams von diesem Kick. Schade das die letzte Aktion des Spiels nicht von Erfolg gekrönt wurde, denn eines bleibt festzuhalten und zwar gewinnen hätte hier keiner sollen, keiner dürfen. Ohne zu behaupten man könne es selbst besser darf man wohl sagen das man das alles doch schon so viel öfter um so vieles besser gesehen hat. 
Am Ende bleibt ein Ausflug ins schöne Brandenburgerland mit dem Wissen, dass man hier so Bald nicht mehr hin muss aber es doch jederzeit wieder tun würde.

Anwesende & Autoren: Richard Gläsel und Marcus Wiltzsch

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