Dienstag, 27. Februar 2018

Coffeshop, Bier und Fussball

PSV Eindhoven gg. SC Heerenveen

Man, man, man! Da haben die Verantwortlichen den hafer ganz schön schleifen lassen! Dabei ist es nicht so, dass König Fussball aus unseren Leben verschwunden ist. Vielmehr näherte sich die Lust und Laune das Gesehene in digitale Worte zu fassen fast gen 0 (in Worten: null). Die Gründe hierfür sind vielfältig und sollen an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Wir geloben Besserung! Zumindest werden wir uns bemühen, manchmal.
Aber jetzt zum eigentlichen Grund der nun folgenden Zeilen: Fussball! Genauer gesagt, Fussball im Ausland. Der Autor hat bei seinen letzten regenerativen Auslandsaufenthalten des Öfteren versucht ein Spiel im Stadion zu besuchen. Das hat, außer im Königreich Dänemark, nicht so recht geklappt. In der Niederlanden scheiterte es an der unklaren bzw. unverhältnismäßigen Problematik der Kartenbeschaffung, in Irland lag es schlichtweg an der Zeit.
Außenansicht
 Da auch mal der COO eine kleine Pause vom Alltag braucht, düste er vor zwei Wochen mit einem der Besten kurzerhand nach Amsterdam. Schon im Vorfeld wurde sich mit der ortsansässigen Liga- und Fussballkultur auseinandergesetzt. Dieses Mal sollte es klappen, wenn es nicht zur Tradition werden sollte, vor dem Stadion zu verweilen. Immerhin sind alle Guten Dinge derer drei. An diesem Wochenende sollte ausschließlich Eindhoven als fussballerisches Reiseziel herhalten können. Immerhin musste am Sonntag noch ein Konzert besucht werden.

Schon Wochen vorher wurde sich mit der Beschaffungsfrage auseinandergesetzt. In den Niederlanden kann man nicht einfach so eine Karte kaufen. Nein! Man muss sich ein Package holen. Besser gesagt, bewirbt man sich auf eines dieser Packages. Man gibt dem Verein sämtliche persönliche Daten, schreibt einen kurzen Text, warum man denn ins Stadion will und dann wartet man auf Antwort. Diese kam dann auch ein paar Tage später in Form von elektronischer Post. Die Resonanz war erfreulicherweise positiv! Danach muss man die Reservierung bestätigen, bekommt eine Bankdaten-E-Mail, überweist, bekommt eine Überweisungsempfangsbestätigung und schon darf man am Spieltag sein Package abholen. Ganz einfach also!
Blockwirrwarr am Eingang
Jetzt wird sich der geneigt Leser fragen, was es mit diesem ominösen Package auf sich hat. Der Ottonormalstadiongänger bezahlt dafür 65€uro und erhält außer der Eintrittskarte noch eine Bezahlkarte für das Stadion im Wert von zehn €uro (Für Speis und Trank) und eine Geschenkkarte für den Fanshop im Wert von 20€uro.
Da Amsterdam einige Vergnügungen bereithält, wurde sich sicherheitshalber für eine Anreise mit der Bahn entschieden. 49€uro pro Ganztagesticket für das komplette niederländische Staatsgebiet gelöhnt und schon konnte die etwa zwei stündige Fahrt losgehen. Bei der Suchmaschinenanfrage konnte festgestellt werden, dass das Phillipsstadion recht gut fussläufig vom Hauptbahnhof erreicht werden konnte. Es geht eigentlich nur gerade aus und nach etwa zehn Minuten steht man schon vor der Schüssel.  Zunächst begab man sich zur Ausgabestelle für unsere Packages. Diese wurden stilecht im PSV Couvert überreicht. Nach einer Runde um das Stadion wurde erst einmal der trockene Rachen befeuchtet und der Fanshop inspiziert. Die 20€uro auf der Karte hielten nicht lange und es wurde Häckelware für die Halsregion und ein Nicki für den Sommer erworben.

Langsam aber sicher begaben wir uns dann auch schon zu unserem Eingang. Dieser befand sich genau an der anderen Ecke. Nur gut, denn so konnte man den Mannschaftsbus der Gäste bei deren Aussteigen in Augenschein nehmen. Ein ganz normaler Bus mit Vereinswappen, nicht mehr und nicht weniger. Während sich noch der Kopf zerbrochen wurde, wie man mit Rauchware durch die Einlasskontrollen kommt, stand man auch schon hinter der Schlange und konnte sich zu seinem Block begeben. Dieser war weiter entfernt als man dachte. Ganze fünf Stockwerke musste man nach oben steigen, ehe man im Block GG ankam. Egal! Der Blick hinein ins Stadion, auf den grünen Rasen entschädigte für diese Strapazen. Sehr beeindruckend das alles! 
Bevor ich etwas näher auf das Spiel eingehe, möchte ich noch ein paar Worte zum Gastgebenden Verein verlieren.

Die Philips’ Sport Vereniging wurde im Jahre 1913 als Betriebssportgemeinschaft der Philips-Werke gegründet. Kurz sagt man einfach nur PSV Eindhoven. Gesprochen „PSWeji“. Derzeitiger Trainer ist Philip Cocu. Einigen älteren Semestern unter den Lesern sicherlich noch bekannt. Mit 23 nationalen Meisterschaften und 9 nationalen Pokalsiegen gehört die PSV zu den erfolgreichsten Sportclubs unseres Nachbarlandes. Zahlreiche große Namen hinterließen hier ihre Spuren. Um nur einige zu nennen: Arjen Robben, Mark van Bommel, Guus Hiddink und Ruud van Nistelrooy. Das Stadion wurde 1913 an aktueller Stelle erbaut und vom Philipskonzern zur Verfügung gestellt. Die Spielstätte wurde nach und nach immer weiter ausgebaut und renoviert. So hat es aktuell ein Fassungsvermögen von rund 35.000 Sitzplätzen. Stehplätze gibt es, nach englischem Vorbild, leider nicht. Dafür erinnert es ein wenig an einen Flickenteppich. Durch die immer weiter fortschreitende Erweiterung der Kapazität wurde mal dort eine Tribüne vergrößert, dort der Logenbereich ausgebaut und hier wieder ein zweiter Rang aufgestockt. Auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber mit einer Menge Charme versehen.

Die Hausherren stehen derzeit als Ligaprimus der Eredivisie dar. Der heutige Gegner aus Heerenveen sucht als Tabellenneunter nach Anschluss an die internationalen Plätze. Gute Voraussetzungen also, um ein spannendes Spiel zu erwarten. Nachdem sich noch mit vermeintlich ausreichenden flüssigen Vorräten bewaffnet wurde, begab man sich auf seine Plätze. Was als erstes auffiel, waren die sonderbaren Töne, welche an unsere Ohren drangen. Nicht etwa der gewöhnliche Stadionpop, wie man ihn aus der Bundesrepublik kennt, drosch aus den Lautsprechern, sondern zackige, basslastige elektronische Musik wurde den Zuschauern dargeboten. Das wusste schon einmal sehr zu gefallen. Danach kam es zum Singen der Hymne. Dies fiel sehr laut aus und machte schon Lust auf mehr. Der Einlauf der Gladiatoren wurde mit einigem aus Feuer- und Lichteffekten begleitet. 
Fett Krokett!
Die erste Hälfte des Spieles gestaltete sich dann auch wie man es erhofft hatte. Durch Tore von Santiago Arias und Luuk de Jong konnte die PSV seiner Favoritenrolle gerecht werden. Das Spiel war durchaus nett anzusehen und wusste dem mittlerweile getrübten Auge zu gefallen. 
Leider konnte die Stimmung nicht mit dem Spiel mithalten. Bei Torchancen wurde es zwar mitunter recht laut, allerdings scheint die Ultrakultur nicht in Eindhoven angekommen zu sein. Daher auch keinDauersingsang, wie man es vielleicht aus deutschen Stadien kennt. Allerdings wurde das „Come on PSV, come on PSV“ teilweise laut und vom Großteil des Stadions getragen. Das wusste streckenweise zu gefallen und zu überzeugen.

Zurück zum Geschehen auf dem Grün. 
Die Hausherren ließen die Zügel in der Zweiten Hälfte etwas zu locker und somit folgte, was folgen muss. Die Gäste erzielten das Anschlusstor und ließ die mitgereisten Anhänger kurz von ihren Sitzen erheben. Mehr kam über die ganzen 90 Minuten von den etwa 100 Auswärtigen nicht. Bis es dann in der 82. Minute erneut im Kasten der Rot-Weißen klingelte. Da wurde es im Eckblock nochmal kurz lauter. Die Heimelf versuchte nun wieder das Spiel an sich zu reißen und den erneuten Führungstreffer zu erzielen. Trotz starker kämpferischer Leistung gelangt es ihnen nicht. Schade, ich hätte gern noch einmal den unheimlich geilen Torsong gehört (Wer will, kann gern einschlägige Videoseiten bemühen).
Somit verließ man das Stadion schnellen Schrittes, um den Zug in Richtung Amsterdam nicht zu verpassen. Nach ein paar Gesprächen mit den sehr freundlichen Einheimischen, welche uns recht schnell als Deutsche entlarvten, gingen wir auch schon auf das Bahngleis und stiegen in den Zug. Mit einigen Bierchen und vielen Eindrücken folgte eine mehr als entspannte Rückfahrt.

Dem Stammleser wird an dieser Stelle auffallen, dass die gewohnten Bewertungsmaßstäbe der son´n hafer Redaktion nicht angewandt wurden. das ist vollkommen richtig und auch so gewollt. Schließlich handelte es sich bei dem Besuch um ein Erstligaspiel. Es wäre unfair den anderen Vereinen gegenüber, da eine objektive Bewertung der Tribünen unweigerlich das Gesamtergebnis verfälschen würde. Desweiteren kann sich der Autor beim besten Wissen nicht mehr erinnern, wie teuer die Speisen und Getränke vor Ort waren. Ob es am Erinnerungsvermögen oder am Genuss der alkoholischen Getränke liegt, lasse ich an dieser Stelle einfach mal unkommentiert. Fakt ist einfach, dass der Besuch sehr viel Spaß gemacht hat und so ein Bericht ohne Bewertung auch mal ganz erfrischend sein kann.


Am Ende bleibt der Stadionerlebnis beim hoffentlich neuen Meister, bei dem endlich der Länderpunkt Holland gemacht werden konnte und der Spaß nicht zu kurz kam.

Anwesender & Autor: Marcus Wiltzsch