Dienstag, 11. August 2015

SpVgg Grün-Weiß Coswig - FV Blau-Weiß Stahl Freital

08. August 2015

Samstagnachmittag, die Sonne brutzelt und das Quecksilber hat die 30° längst hinter sich gelassen. Um sich und seinem Körper etwas gutes zu tun, gibt es an dieser Stelle wohl nur zwei vertretbare Möglichkeiten. Die eine wäre da, ab an den Badesee und ins kühle Nass springen. Die andere kann nur lauten, rein in das von der Sonne aufgeheizte KFZ, einmal quer durch und dann raus aus der Landeshauptstadt. Das alles um dann kaum im klimatisierten Wohlfühlbereich angekommen, das Fahrzeug wieder zu verlassen um sich schutzlos der Hitze und dem Hafer auszusetzen. Natürlich steht jedem frei selbst zu urteilen was da mehr oder weniger Sinn macht. Das Autorenkollektiv entschied sich, wie sollte es anders sein, für letztere Option. 
die Bastelleidenschaft der Fans macht sich bemerkbar

Ziel der Reise war an diesem ersten Landesklasse Mitte Spieltag die Heimstätte der SpVgg Grün-Weiß Coswig auf der Weinböhlaer Straße. Alternativ hätte auch eine Partie im bereits bekannten Laubegast besucht werden können, was aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Kiesgrube natürlich völliger Blödsinn gewesen wäre. Außerdem konnte so einmal mehr ein uns komplett neuer Platz behafert werden. Der Weg nach Coswig ist weder sonderlich weit noch schwierig wenn man Ortskenntnis oder Navi besitzt. Wer mit dem Auto anreist findet ebenso leicht eine Parkmöglichkeit wie diejenigen welche den Drahtesel bevorzugen. Alternative Anreisemöglichkeiten wurden nicht getestet. Allerdings wurden Straßenbahnen der DVB gesichtet und das Tak-a-Tak der S-Bahn akustisch wahrgenommen. Was da heißt das auch die Öffis zur Anreise bereit stünden. 
Unkraut wo keines sein sollte!

Grundsätzlich sei gesagt, dass je weiter man fahren muss, desto länger und ggf. schwieriger gestaltet sich die Anreise. Das liegt in der Natur der Sache. Wer in Coswig wohnt wird’s wohl ebenso leicht haben ein Spiel der Grün-Weißen zu besuchen wie der Dresdner bei den Vereinen innerhalb der Stadt. Alles in allem fällt das Gesamturteil zu den Anreisemodalitäten also gut aus. Der geneigte Stammleser wird wissen wohin das führt. Anreise und Parksituation fallen mit unter die allseits beliebte Kategorie der Tribünen. Die Vergabe der Punkte fällt den Autoren diesmal denkbar leicht. Ein wunderschöner Echtrasenplatz gesäumt von sehenswerten Stehtraversen, die in diesem Fall im rechten Winkel statt in Kurvenform installiert wurden, führten schnell zu ersten Schwärmereien. Auch der Rest der Anlage verströmt seinen ganz eigenen Charme. Eine verwilderte Hartmieze und die Beschallung in Spielfreier Zeit durch die, vermutlich, lokale DJ-Größe sorgten ebenso für Pluspunkte wie das recht modern wirkende Vereinsheim. Nicht unerwähnt sollte auch bleiben, dass man in Coswig ein Auge für`s Detail hat und sich beispiellos für barrierefreien Fußballspaß stark macht. Das haben wir so noch nicht gesehen. Nimmt man jetzt noch die selbst gezimmerte Anzeigetafel dazu bleibt nur ein Urteil: 5 von 5 Punkten! 
Barrierefreiheit wird hier GROß geschrieben

Bei der noch vor Anpfiff stattfindenden Platzbegehung wurden selbstredend die Verpflegungsstände unter die Lupe genommen. Wie gewohnt beherbergt das Vereinsheim seinen eigenen Ausschank im Kneipchen. Dieser wurde aufgrund der Wetterlage allerdings nicht näher beleuchtet. Ganz im Gegenteil zu dem am Spielfeldrand aufgebauten Büdchen. Hier wurden neben den Klassikern wie Bier und AfG auch die gegrillte Ware offeriert. Getestet wurden Bratwurst sowie Rauchwurst. Beide Wurstereien konnten für gut befunden werden, wobei gesagt sei, dass die Bratwurst optisch nicht darauf schließen ließ. Schön auch, so meine Meinung, dass das Radebergische Zapfbier Monopol gekippt wurde und Feldschlösschen die Autorenkehlen kühlen konnte. Die Preise für Speis und Trank sind völlig moderat und lassen ein weiteres oder gar ein drittes Getränk zu. Das allein reicht so schon für gute 3 Punkte. Ein weiteres, ohne Grill aber mit Zapfe, Verkaufsbüdchen auf Seiten der Gegentribüne und der Verkauf von Eis am Stiel führen alles in allem aber tatsächlich zu immerhin 4 von 5 möglichen Bockwürsten. 
Doch vorerst genug der Herumbewerterei. 
Obligatorisch

Gastgeber an diesem, wie schon erwähnt, 1. Spieltag der Landesklasse Mitte war die Spielvereinigung Grün-Weiß Coswig. Zu Gast war der FV Blau-Weiß Stahl Freital. Über die Kräfteverhältnisse der beiden Mannschaften konnte vor dem Spiel nicht viel in Erfahrung gebracht werden. Fakt ist aber, dass die Coswiger eine Woche zuvor im Pokalspiel gegen Großenhain ausgeschieden sind und dabei zwei Langzeitverletzte dazu-"gewonnen" haben. Die Stählernen aus Freital hingegen konnten im Elfmeterschießen gegen Bannewitz ihr Ticket für die 2. Runde lösen. Bei Spielbeginn um 15:00 Uhr sei die Frage erlaubt, ob der Sächsische Fußballverband wirklich alles in seiner Macht stehende getan hat, um die Zuschauer vor gnadenlos brennender Sonne zu schützen. Aber das steht auf einem anderen Blatt Papier. 
Die Akteure auf dem Feld hatten es ja auch nicht viel besser. Das zu erwartende statische Spiel trat trotz eben genannter Umstände so nicht ein. Kaum ging´s los klingelte es auch schon das erste Mal im Kasten der Gäste. Vierte Minute 1:0 durch die Nummer 17 Richard Penicka, ein Name den es sich zu merken gilt! Ein erstaunlich schnelles Spiel entwickelte sich bei dem die Gäste durch den frühen Rückstand nicht die Fassung verloren. Im Gegenteil. Bereits in der 13. Spielminute erzielten sie den unmittelbaren Ausgleich. Eine erste Hälfte mit Gegnern auf Augenhöhe fand ihren Höhepunkt in den letzten drei Spielminuten. 43. Minute: Die Gäste erhöhen, wie im so`n hafer Video zu sehen ist, mit einem Freistoß auf 1:2 und drehen das Spiel. Die Freude sollte allerdings nur von kurzer Dauer sein. Zwei Minuten später war es Penickas zweiter Streich der für den Ausgleich sorgte. Blau-Weiss mit den Gedanken schon in der Pause, wurde umgehend bestraft. Einmal mehr war es der 17´er der sich durchtankte und keine 60 Sekunden brauchte um mit Treffer Nummer drei die Führung wieder herzustellen. 105 Zuschauer sahen eine starke und unterhaltsame erst Halbzeit und wer wollte konnte sich nun auf´s Stille Örtchen begeben. So auch die Autoren. 
Zum Klo-Container bitte der Ausschilderung folgen!
Sonderlich viel muss zu den Sanitären Anlagen nicht gesagt werden. Zur Verfügung stand, neben dem im Areal platzierten Klo-Container ( 1 Pissoir und eine Sitzmöglichkeit), der im Hauptgebäude liegende Lokus der kaum mehr Kapazitäten aufweisen konnte. Durchschnittlich sauber und mit Papierhandtüchern ausgestattet kann es trotzdem nicht mehr als 2,5 von 5 Klobürsten geben. Schade, denn das zieht ein bis hier hin sehr gutes Ergebnis hinab ins Mittelmaß. 
15 Minuten Pause waren um und es ging munter weiter. Munter? Nicht so wirklich. Die Spieler mussten nun der anhaltenden Hitze Respekt zollen und das Spiel wurde allmählich träger. Wenn etwas passierte, dann ging das von Seiten der Gastgeber aus. Allen voran, na klar, die Nummer 17. Was für ein Typ! Augenzeugen berichten von Sixpacks auf seinem Körper, von dem jedes einzelne Pack ein weiteres Sixpack aufweist. Freital konnte der sich anbahnenden Überlegenheit der Grün-Weißen nur mit zunehmend unfaireren Mitteln Herr werden. Vermutlich lag das an den (jetzt kommt´s) erhitzten Gemütern. Spaß beiseite, gelbe Karten und Trinkpausen sorgten dafür, dass das Spiel jeglichen Faden verlor. Kurz vor Schluss waren die Gäste mit ihren Gedanken schon wieder abwesend als es, wie sollte es anders sein, einmal mehr Richard Penicka war der mit seinem vierten Tor den wuchtigen Schlussakzent setzte. 4:2 Endstand. Zum Schluss sein an dieser Stelle noch gesagt, dass die so´n hafer Redaktion ihre Sonnenhüte vor allem bei solchen Temperaturen und Umständen, vor allen Aktiven zieht. Respekt! 
Am Ende bleibt ein tropischer Samstag an dem ein neuer Ground gemacht wurde und die Erkenntnis, dass wenn du ne Tschechische Tormaschine bist es eben reicht nur eine Trainigseinheit zu absolvieren.

Anwesende und Autoren: Richard Gläsel & Marcus Wiltzsch

Sonntag, 9. August 2015

Auslandsjournal 02/2015

Danish Dynamite im Jahre 2015

Folgt man den Autobahnen im Norden unserer Republik in nördlicher Richtung, gelangt man unwillkürlich in das nördlichste unserer Nachbarländer: Dänemark! Doch was wissen wir eigentlich über die südlichen Skandinavier im Allgemeinen und den Fussball im Speziellen?
Der Dannebrog - älteste Nationalflagge der Welt

 Die größte Insel der Welt gehört politisch mit zum Königreich Dänemark, welches von Königin Margarethe II. als Staatsoberhaupt regiert wird. Neben Grönland gehören auch die Faröer Inseln zum Hoheitsgebiet und erhöhen die Gesamtfläche des Landes auf etwa 2,25 Millionen Quadratkilometer, wovon 2,2 Millionen Quadratkilometer Grönland zuzurechnen sind. Die Lebensqualität der Dänen ist laut Human Developement Index die zehntbeste der Welt. Dänemark gehört zur Europäischen Union, was die Einreise ziemlich einfach gestaltet (Man fährt einfach über die Autobahn ins Land ein und muss sich keinerlei Passkontrollen unterziehen). Das offizielle Zahlungsmittel ist die Dänische Krone und wurde während unseres Besuches mit 1:7 umgerechnet. Trotz dieses Umrechnungskurses ist Dänemark ein recht teures Pflaster. Nicht nur was die Lebensmittel angeht, auch die Dienstleistungen wie Fähre und geführte Ausflüge sind deutlich preisintensiver als zu Hause. 

Den Autor verschlug es samt besserer Hälfte im Juli 2015 nicht in die Hauptstadt Kopenhagen, sondern nach Fanø. Diese Insel in der Nordsee ist etwa 55 Quadratkilometer groß und liegt westlich der Hafenstadt Esbjerg. Die Fähre braucht für die Strecke Esbjerg - Nordby etwa zwölf Minuten. Insgesamt tummeln sich etwa 3200 Einwohner auf dem Eiland. Verteilt sind diese auf die Orte Nordby (Hauptort und Fähranleger), Rindby und Sønderho. Die Insel ist landschaftlich eher rau geprägt und hat außer Dünen, Sand, kilometerbreiten Stränden und Meer nicht allzu viel zu bieten. Touristisch erschlossen sind ehemalige Bunker des Atlantikwalls, der Golfplatz von Fanø (einziger Golfplatz Dänemarks, auf dem links herum gespielt wird, warum auch immer...) und Sandbänke an der südlichen Inselseite, auf denen eine der größten Robbenpopulationen der Nordsee zu sehen ist. Alles in allem ein sehr schönes Fleckchen Erde!
Neue Anreisemodalität

Doch nun zum sportlichen Teil unserer Reise...
Die beliebteste Sportart der Dänen ist, wie sollte es auch anders sein, der Fussball. Dieser wird von der Dank Boldspil-Union organisiert, welche 1889 gegründet wurde und somit älter ist als der Deutsche Fussball Bund. Bei bisher sieben Teilnahmen an Europameisterschaften konnte 1992 sensationell der Titel errungen werden. Leidtragende damals war die deutsche Mannschaft, welche als Weltmeister nach Schweden gereist war. Die unterlag nämlich im Finale mit 0:2. Eigentlich nicht für das Turnier qualifiziert, rückte die Mannschaft wegen des Bürgerkriegs in Jugoslawien nach und errang den Titel. Spieler wie Peter Schmeichel, Brian Laudrup und Henrik Larsen sind dem geneigten Fussballfan sicherlich keine Unbekannten.
Doch seither gab es für die dänische Nationalmannschaft nicht mehr viel zu feiern. Der nächstgrößte Erfolg war ein Viertelfinaleinzug bei der WM 1998. Derzeit (Stand 09.07.2015) rangiert die Dänische Equipe auf dem 24. Platz, hinter Island und vor Ghana.
Auch auf Klubebene gelang den Mannschaften bisher nicht viel. Kein dänischer Verein konnte bisher einen Europäischen Titel gewinnen. Größter Erfolg war eine Halbfinalteilnahme am Europapokal in der Saison 1990/91 von Brøndby IF, welche allerdings mit 1:2 gegen den AS Rom verloren ging.
Deutsche Fussballaffinisten kennen sicherlich diverse dänische Vereine wie beispielsweise Brøndby IF, FC Kopenhagen, FC Midtjylland und eventuell noch Aalborg BK. All diese Vereine finden sich in der ersten Liga, der sogenannten ALKA Superligaen wieder. Aus der zweiten Liga, der 1. Division, kennt man vielleicht noch den FC Roskilde oder Silkeborg IF. Ansonsten würde ich behaupten, dass nicht viele Leute etwas mit dem FC Vestsjaelland oder Vendsyssel FF Hjörring anfangen können. Derzeitiger Meister Dänemarks ist der FC Midtjylland, Rekordmeister der FC Kopenhagen. 
Der erste Besuch auf der Insel Fanø (gesprochen: Fanö) brachte den Autor per pedes zum insulanischen Stadion. Besser gesagt zum Fussballplatz der Insel. Dieser liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur lokalen Schule. Die gesamte Anlage besticht durch 2 Fussballfelder, drei Hockeyplätze, zwei Tennisplätze und diverse andere Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung, wie beispielsweise einen Parcoursübungsplatz. Für eine Schule eine doch sehr nette Anlage. Der ortsansässige Fanø Boldklub trägt hier stellenweise seine Heimspiele aus. Andere Spiellokale befinden sich auf dem Festland in Esbjerg. Der Fanø Boldklub spielt derzeit in der Serie 4. Was das genau bedeutet, kann trotz ausführlicher Recherche nicht in Erfahrung gebracht werden. Es ist aber davon auszugehen, dass es nichts mit Profifussball zu tun hat. Davon zeugt auch der Zustand des Sportplatzes hinter der Schule. Der Rasen gleicht einem rumpeligen Acker und die Tore wurden auch schon länger nicht mehr benutzt. Ist ja schließlich auch Sommerpause. Eine ordentliche Kreidung konnte bei der Platzbegehung ebenso nicht festgestellt werden, wie ein Vereinskneipchen. Ich bin aber davon überzeugt, dass diese Zustände bei aktivem Spielbetrieb abgestellt werden. Immerhin denke ich, dass die Zuschauer ihr Bierchen an das Feld mitnehmen können, da ein Sportcasino nicht plötzlich aufgebaut werden kann (zumindest an einer Schule...). Leider kann aber hier eine Bewertung der gewohnten so´n-Hafer-Kriterien nicht erfolgen. Auch nach reiflicher Internetsuche konnte kein Spiel auf der Insel während unserer Anwesenheit ausgemacht werden. Schade!!!
Der Straßenname verspricht mehr als es am Ende ist
 

Doch von so einer ersten herben Enttäuschung lässt sich ein Autor von so´n Hafer nicht unterkriegen und sucht sich ein Spiel in der näheren Umgebung. Da es auf der Insel keines gab, musste also auf das nahegelegene Festland ausgewichen werden.
Unser Ziel sollte das Spiel Esbjerg fB - FC Kopenhagen sein. Immerhin ein 1.Ligaspiel, welches eigentlich nicht in die Kategorie von so´n Hafer fällt. Aber nicht so voreilig, liebe Leser. Wie bereits im Videobeitrag mitgeteilt, gab es diverse Spielzüge, die das Prädikat Hafer durchaus verdienen.
Der Esbjerg forenede Boldklubber trägt seine Heimspiele in der Blue Water Arena aus. Die Mannschaft, welche in Blau-Weiß spielt, ging 1924 aus einer Fusion zweier Stadtteilvereine hervor und konnte seitdem schon einige Erfolge verbuchen. Die Größten waren die Meisterschaften 1961-63, 1965 und 1979 und die nationalen Pokaltriumphe in den Jahren 1964, 1976 und 2013. Die glorreichen Zeiten liegen also schon in etwas weiterer Ferne. Allerdings konnten sich die Hafenstädter in den 2000er Jahren dreimal für den Europacup qualifizieren (2003, 2005, 2012). Dabei konnten sie sich in der Saison 2006/06 über die Fair-Play-Wertung der UEFA qualifizieren. Beim letzten Ausflug der Esbjerger nach Europa konnte sogar ein Weiterkommen in den Play-Offs über den AS Saint-Etienne gefeiert werden. Trotz allem gelten die "Klubber" Jahr um Jahr als Abstiegskandidat. In der Saison 2014/15 konnte in der Superligaen ein Achter Platz erreicht werden.
Etwas konträrer ist die Geschichte und die derzeitige Situation beim heutigen Gegner, dem FC Kopenhagen. Viel Tradition hat dieser Verein an sich nicht zu bieten. Die Gründung erfolgte, wie so oft im dänischen Fussball, durch Fusion zweier Vereine am 01.07.1992. Allerdings gilt der Vorgängerverein Kjøbenhavens Boldklub als ältester Fussballverein Nordeuropas außerhalb Großbritaniens. Dieser gründete sich nämlich schon am 26.04.1876. Die ersten Dänischen Meisterschaften 1913/14 und 1914/15 konnte KB für sich entscheiden. Bis 1980 kamen insgesamt 13 Meisterschaft hinzu, und somit kann sich dieser, der heute nicht mehr existent ist, Dänischer Rekordmeister nennen. Ein nationaler Pokalerfolg blieb den Spielern allerdings verwehrt. Interessanter Fakt nebenher ist, dass der Nachfolgeverein FC Kopenhagen Rekordmeister der Superligaen (10 Meisterschaften) ist. 
Kontrahenten auf Augenhöhe

Der zweite Fusionspartner, aus dem der heutige Klub entstanden ist, ist der Boldklubben 1903. Seit der Gründung, wie der Name schon verrät im Jahre 1903, schon ein recht erfolgreicher Verein mit insgesamt 7 nationalen Meisterschaften und zwei Pokalsiegen. Der letzte konnte 1986 gefeiert werden und stellte das vorübergehende Ende der erfolgreichen Kopenhagener Fussballgeschichte dar.
Es kam, wie es kommen musste und beide Mannschaften konnten ihre sportlichen Erfolge nicht in wirtschaftliche Konstanz und Meriten ummünzen. KB konnte sportlich nicht mehr mithalten und wurde trotz starker Fanbasis in die Zweite Liga durchgereicht und B1903 war sportlich überragend, spielte erfolgreich im UEFA-Pokal, konnte allerdings nie mehr als 2.000 Zuschauer ins "Gentofte Stadion" locken. Desweiteren baute die Stadt Kopenhagen zu dieser Zeit gerade das Stadion Parken neu, welches am Besten auch von einer erfolgreichen Mannschaft mit Zuschauern gefüllt werden sollte. "Parken" bietet nach diversen Umbauten heute 38.000 Zuschauern Platz. Das Stadion ist Austragungsort des Dänischen Pokalfinales und es werden zahlreiche Konzerte und andere Veranstaltung mit bis zu 55.000 Zuschauern beherbergt.
1992 sollten also die beiden Platzhirsche in der dänischen Hauptstadt zusammen geschlossen werden, um einem neu aufkommenden Gegner aus einem Vorort Paroli bieten zu können. Brøndby IF, heute 10-maliger Meister (6 davon in der Superligaen), wurde Mitte der 80er und der 90er zur neuen Fussballmacht in Dänemark. Das wollte man sich nicht gefallen lassen, und so war der Entschluss einen neuen großen Verein für Kopenhagen zu gründen schnell gefasst.
Außenansicht mit Glas


Doch nun zum eigentlichen Spiel! Esbjerg, wie oben schon erwähnt, trägt seine Heimspiele in der Blue Water Arena aus. Das Stadion, benannt nach einem großen Logistik- und Transportunternehmen, kann bis zu 18.000 Zuschauer beherbergen. Das Stadion wurde 1955 erstmals eröffnet und 2009 komplett renoviert. Es ist ein doppelstöckiges Stadion, in welchem die Ecken den Ultras vorbehalten sind. Die Haupttribüne besteht aus Sitzplätzen und den VIP-Logen, welche komplett verglast sind. Die Gegentribüne besteht aus einem kleinen Unterrang und einem etwas größeren Oberrang. Beide Ränge sind komplett mit Sitzplätzen ausgestattet. Die linksseitige Hintertortribüne ist im Unterrang mit Stehplätzen ausgestattet. Der Oberrang ist in der Ecke ebenfalls mit Stehplätzen bestückt, der Rest ist wiederum mit blauen Sitzschalen ausgestattet. Die rechte Hintertortribüne besteht auch komplett aus Sitzplätzen, außer die Ecke, welche den Gästeanhängern vorbehalten bleibt. Interessant an dieser Tribüne ist, dass hier Sitzplatzkarten ohne feste Platzbindung verkauft werden. Daher besteht in diesem Block freie Platzwahl. Dadurch sind die Karten günstiger als Stehplatzkarten auf der gegenüberliegenden Tribüne. Trotzdem müssen für den billigsten Sitzplatz 110 Dänische Kronen und für den Stehplatz 130 DK berappt werden. Bei einem anzunehmenden Umrechnungskurs von 1:7, kosten die Karten 16 bzw. 19 €uro.
Autor und Stadion

Optisch besticht das Stadion vor allem durch seine auffällige, runde Glasfront. Auch im Inneren versteckt sich ein kleines Schmankerl. Im Gegensatz zu den meisten anderen Stadien der Welt, gibt es in Esbjerger Stadion einen knapp 6.000 Liter fassenden zentralen Tank für den kühlen Gerstensaft, der über ein Rohleitungssystem das Blonde an 20 Zapfanlagen pumpt. Desweiteren besticht die gesamte Anlage um das Stadion mit seiner Weitläufigkeit und der Menge an Sportstätten. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadion befindet sich unter anderem noch ein Leichtathletikstadion für rund 8.000 Zuschauer, Dänemarks größtes Erlebnisbad, eine Eishockeyhalle mit 4.200 Plätzen und ein Cricketfeld, welches 1.000 Zuschauern Platz bieten kann. Alles in allem kann behauptet werden, dass hier ein sportliches Zentrum im Südwestjütland entstanden ist, der offiziell Sports & Event Park Esbjerg heißt. 
Die Anreise erfolgte für uns mit der Fähre und mit dem Fahrrad. Wie man in unmittelbarer Stadionnähe sehen konnte, ist diese Anreisemethode bei den meisten der heute 9152 anwesenden Zuschauern äußerst beliebt. Erst nach einer halben Stadionrunde konnte ein Fleckchen gefunden werden, um die Drahtesel anzuschließen. Auf dem Stadionvorplatz das gewohnte Bild. Biertrinkende Fans, ein proppevoller Fanshop und aufgeregt umherlaufende Polizisten. Wer faul sein möchte, kann in Esbjerg auch auf ein gut ausgebautes Busnetz zurückgreifen. Das Innere der Arena und die Stimmung könnten 5 von 5 Tribünen rechtfertigen. Allerdings kann bei einem Erstligaspiel nicht die gewohnte Wertung gelten. Egal!!! Ich mach´s trotzdem!
Bequeme Auswechselbank
Zu den Bockwürsten. Es gab allerlei Köstlichkeiten vom Grill und aus dem Becher. Vom Fransk Hotdog (Wurst, Baguette mit Loch, spezielle Mayo) bis zu Bratwurst und Bier gab es alles. Vorrausgesetzt man hat die dafür notwendigen Kronen. Für den Autor gab´s ein Bier, welchem man die langen Leitungen im Stadion abschmeckte, für schmale 45 Kronen (Knapp 6,50 €uro). Sparen konnte man mit dem praktischen 4er Papptablett für 160 Kronen. Die Fanta, welche ich fälschlicherweise meiner Begleiterin mitgebracht habe, konnte für angenehme 25 Kronen erstanden werden. Die Preise für die Leckereien habe ich nicht mitbekommen, da ich zu sehr darauf konzentriert war, auf dänisch ein Bier und eine Sprite zu bestellen. Hat ja, wie oben zu lesen ist, super geklappt...
Durch den übermäßigen Preis, kann es hier nur 3,5 von 5 Bockwürsten geben. Die Fransk Hotdogs sind allerdings super lecker, wie, zurück auf der Insel, festgestellt werden konnte.
Die sanitären Anlagen sind für so ein Stadion völlig ausreichend, wobei sich die Dänen anscheinend nicht auf der Toilette benehmen können. Dabei sahen die blechernen Pinkelrinnen der Herren besser aus als die keramischen Sitze der Damen. Da sollten, Erzählungen nach, beschissene Zustände geherrscht haben. Daher nur 2 von 5 Klobürsten.
Zum eigentlichen Spiel braucht man nicht viele Worte...
Kopenhagen gewann eine Mischung aus Herumgestochere und Fehlpassfestival mit 2:1. Wobei man nicht sehr oft in den Genuss von schönen Ballstafetten oder gar Doppelpässen kam. Sehr oft war es Gevatter Zufall, der den Ball in den Besitz von einem Spieler in Tornähe brachte. Dieser Spieler war in so einem Fall anscheinend eher überrascht als konzentriert und drosch in ein ums andere Mal in Richtung Tribüne. Dass es trotzdem drei Punkte für die Hauptstädter waren, ist auch dem etwas unbeholfenen Schiedsrichter zu verdanken, der recht großzügig für Kopenhagen pfiff. 
Robben am Strand

Trotz der sich schon sehr früh abzeichnenden Niederlage für die Hausherren, steckten die Fans nie auf. Dafür ein Kompliment! Die Ultras und Fans aus der Hauptstadt machten ihre Sache ebenfalls solide. Wenn man bedenkt, dass diese fünf Tage später in der Champions-League ein Feuerwerk in Tschechien abbrannten, etwas enttäuschend. Trotzdem ist diese Fanszene schon eine der besseren in Dänemark. Beim Derby in Kopenhagen ist da sicherlich einiges los! Darüber kann dann aber eventuell zu einem späteren Zeitpunkt berichtet werden.

Am Ende bleibt ein schöner Besuch bei einem Völkchen, welches nett und sympatisch daherkommt, aber vom Fussball soweit entfernt ist, wie Robben vom Festland.  

Donnerstag, 6. August 2015

SG Dresden Striesen - BSG Stahl Riesa

01. August 2015

Sommerpause hin oder her. Auch wenn der allwöchentliche Ligabetrieb noch auf sich warten lässt, gibt zum Beispiel der Sachsenpokal reichlich Möglichkeiten dem Hafer zu frönen. Ausgetragen wird dieser Pokal zwischen den Teams der 3. bis hinunter zur 7. Liga und den Pokalsiegern der 13. Spielkreise. So auch an diesem, vergangenen Samstag an dem es das Autorenkollektiv einmal mehr in das Wohngebietsstadion trieb. Zu Gast bei der, in die Landesklasse Ost aufgestiegenen, SG Dresden Striesen war in dieser 1. Hauptrunde die in Liga 6 beheimatete BSG Stahl Riesa – Geschichte und Tradition pur!
Ursprünglich gegründet wurde eben dieser Verein am 28. März 1903 als FC Riesa, ein Zusammenschluss aus ehemaligen Mitgliedern des GV Lätitia Riesa. Im Strudel der Zeit hinterließ "Stahl" seine Spuren unter anderem in der Gauliga Sachsen, der zweithöchsten Spielklasse seinerzeit.
Das Sportcasino wurde von Riesa okkupiert
Unter später folgender sowjetischer Besatzung gründete sich der Verein nach seiner, von oben bestimmten, Auflösung neu. Der nun heißende Verein: Sportgemeinschaft Riesa, trat von da an nur noch, wie vom „roten Nachbarn“ auferlegt, auf kommunaler Ebene an. Am 01. September 1948 entstand dann allerdings die BSG Stahlwerk Riesa. Dieses geschichtsträchtige Ereignis wird von den Fans noch heute genau so besungen. Die 1945 gegründete SG Riesa schloss sich den Stahlwerkern an - aus 2 mach 1.
Keine 2 Jahre später wurde ein weiteres mal am Namen getüftelt und heraus kam schlussendlich die BSG Stahl Riesa (ohne Werk). Wieder 4 Jahre sollte es dauern bis die Sektion Fußball auch in Riesa angekommen war – unter dem Namen SC Stahl Riesa. Dies war dem Fußballverband der DDR geschuldet, der Sportclubs mit angeschlossenem Leistungszentrum wie Pilze aus dem Boden sprießen lies. Fußball in Riesa, wäre nicht Fußball in Riesa, wenn man dem Kind nicht mindestens aller 3 Jahre einen neuen Namen geben würde. So kam was kommen musste! Der Sportclub wurde aufgelöst und wieder in die BSG eingegliedert.
Nach Jahren der scheinbaren Bedeutungslosigkeit in den Untiefen des Ost-Fußballs gelang der BSG 1968 nach einem 3:0 Sieg bei Aktivist "Karl Marx"Zwickau der Aufstieg in die DDR-Oberliga.
Feinstes Speisen- und Getränkeangebot

In den darauf folgenden 20 Jahren spielten die „Nudelstädter“ ganze 16 Spielzeiten in der damals höchsten Spielklasse. Zumeist allerdings nur gegen den Abstieg. Der spielerische Höhepunkt der BSG war sicherlich der Saisonabschluss im Jahre 1975 mit einem 6. Platz. Damit wurde die Qualifikation für den UEFA-Cup nur knapp verpasst.
Nach der politischen Wende benannten sich die Riesaer erneut um und liefen ab 1990 unter dem Namen SV Stahl Riesa e.V. auf. Zeitgleich mit dieser Umbenennung machte sich die Abteilung Fußball selbständig und gründete einen neuen Verein, den FC Stahl Riesa e.V. Kaum ein Jahr später beschloss man dann allerdings wieder sich umzubenennen – Riesaer SV.
Immerhin 5 Lenze sollte es dauern, bis nach der Fusion mit dem SV Blau-Weiß Riesa, der Riesaer SV Blau-Weiß entstand. Dass solche Fusionen scheinbar ihr Gutes haben und auch Laune bringen wurde dann genau 3 Jahre später (1998) unter Beweis gestellt, als sich der Riesaer SV Blau-Weiß und der SC Riesa-Röderau zum FC Stahl Riesa 98 zusammenschlossen. Der Erfolg dieser Vereins-Ehe ließ nicht lange auf sich warten, im Jahr 2000 gelang der Wiederaufstieg in die NOFV-Oberliga Süd.
Bauboom in Striesen

Doch die Freude sollte nur von kurzer Dauer sein. 2002 wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet, welches ein Jahr später das Ende der 1. Herren Mannschaft bedeutete und zur Auflösung des Vereins führte. Am 31. März 2003 kam es zur erneuten Neugründung des TSV Stahl Riesa im Zusammenhang mit dem Start in der untersten Liga (2. Kreisklasse). Drei Aufstiege in Folge und der Traditionssportverein spielte wieder in der Bezirksklasse Dresden. Als dann 2011 die Vizemeisterschaft hinter dem Bischofswerdaer FV 08 gefeiert wurde kam es zur Eingliederung in die neu gebildete Bezirksliga Mitte.

In der Folgesaison 2012 wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen, dass der Verein ab sofort den Namen Ballsportgemeinschaft Stahl Riesa tragen soll. An dieser Stelle schließt sich der Kreis. Auch wenn aus Betriebssportgemeinschaft die Ballsportgemeinschaft wurde, so bleibt doch BSG. Auch das Logo der alten BSG ziert nun wieder das Wappen der „neuen“ BSG. Im Verlauf der Spielzeit 2012/2013 gelang den Riesaern dann auch der direkte Aufstieg in die Sachsenliga, die sie in der Saison 2013/14 mit Tabellenplatz 12 beendeten.
Um nicht nur den Historikern unter den Haferanern zu zu spielen, folgen auch noch 2-3 Zeilen zum tatsächlichen Spiel des Tages. Lange Rede kurzer Sinn, es war angerichtet. 
Gutgefüllte Ränge bei bestem Fussballwetter
Die Partie sollte halten was sie schon von vornherein versprach. 
Den etwa 200 Zuschauern wurde Fußball geboten, zumindest von Seiten der Risaern, der nicht alltäglich ist im Geschäft des Hafers. Deutlich war zu erkennen, dass der Grat zwischen willkürlichem Befreiungsschlag oder schöner Spieleröffnung sehr schmal sein kann. Während die Nudelstädter mit Technik und Geschwindigkeit überzeugen konnten, stemmten sich die Striesener mit viel Kampf und Engagement gegen alles was da kam. So überraschte es auch nicht, dass der Underdog aus der Landeshauptstadt oft versuchte das Spiel zu verschleppen. Gern genutzt wurde hierbei das Mittel der unnötigen Inanspruchnahme von Zeit, um das Spielgerät wieder auf den Platz zu bringen (ändern sollte sich das erst in den letzten Minuten, dazu aber später mehr...). Wenn alles nichts half wurde auch schon mal ein Bein ausgefahren. Resultat: 2 gelbe Karten in 3 Minuten (7. & 10. Spielminute). Riesa ließ sich kaum merkbar beirren und machte weiter viel Druck. Einzig der Schlussmann der SGS hielt eben diese im Spiel. Soeben hatten sich die Autoren über die Höhe der sich ankündigenden Niederlage unterhalten, da passierte es auch schon. Ein astreiner Konter der Heimmannschaft und da war die Bude. 1:0 Striesen durch den 8`er, Nils Bielinski. Nicht nur die schreibende Zunft, auch die Gäste wirkten überrascht über die, aus dem Nichts entstandene Führung. Bis zum Pausenpfiff tat sich nicht viel auf dem Geläuf, sodass auch das angereiste Publikum aus Riesa beäugt werden konnte. Immer schön Fans zu sehen, die ihre Mannschaft unterstützen. So auch in diesem Fall. Die mitgereisten wussten gerade am Anfang noch lautstark für Stimmung zu sorgen, die wurde im Verlauf des Spiels leiser und leiser. Dies wiederum lag nicht am, wie vielleicht zu erwartenden, Nudelkonsum sondern doch tatsächlich wohl eher am frisch vom Bierwagen gezapften Gerstensaft. Kaum ertönte der Pfiff zum Beginn der Zweiten Spielhälfte wurde ein weiteres mal gepfiffen. 1:1 nur 3 Minuten nach Wiederanpfiff, denn auch Riesa beherrscht das bewährte Mittel des Konterns. Die Begegnung wurde von hier an um einiges ruppiger, was dann auch zum spielentscheidenden Freistoß führte. Wie im Video von auf der so´n hafer Facebookseite zu sehen, stellt der Torwart seine Mauer gegen jede Regel, der Höhe nach, falsch auf und macht zusätzlich noch den Schritt in die falsche Richtung. 76. Minuten gespielt und der Favorit findet sich erstmals auch in dieser Situation wieder. Der Rest ist Geschichte. Striesen versucht das Spiel schnell zu machen, läuft aber gegen eine Wand der Routine und muss sich nach starker Leistung mit der Niederlage zufrieden geben. 
Am Ende bleibt ein Spieltag an dem Geschichte und Zukunft in einem sehenswerten Spiel aufeinander trafen und das Wissen um die Tatsache, dass der Pokal vielleicht doch nicht immer seine eigenen Regeln hat.

Anwesende und Autoren: Richard Gläsel & Marcus Wiltzsch