Donnerstag, 6. August 2015

SG Dresden Striesen - BSG Stahl Riesa

01. August 2015

Sommerpause hin oder her. Auch wenn der allwöchentliche Ligabetrieb noch auf sich warten lässt, gibt zum Beispiel der Sachsenpokal reichlich Möglichkeiten dem Hafer zu frönen. Ausgetragen wird dieser Pokal zwischen den Teams der 3. bis hinunter zur 7. Liga und den Pokalsiegern der 13. Spielkreise. So auch an diesem, vergangenen Samstag an dem es das Autorenkollektiv einmal mehr in das Wohngebietsstadion trieb. Zu Gast bei der, in die Landesklasse Ost aufgestiegenen, SG Dresden Striesen war in dieser 1. Hauptrunde die in Liga 6 beheimatete BSG Stahl Riesa – Geschichte und Tradition pur!
Ursprünglich gegründet wurde eben dieser Verein am 28. März 1903 als FC Riesa, ein Zusammenschluss aus ehemaligen Mitgliedern des GV Lätitia Riesa. Im Strudel der Zeit hinterließ "Stahl" seine Spuren unter anderem in der Gauliga Sachsen, der zweithöchsten Spielklasse seinerzeit.
Das Sportcasino wurde von Riesa okkupiert
Unter später folgender sowjetischer Besatzung gründete sich der Verein nach seiner, von oben bestimmten, Auflösung neu. Der nun heißende Verein: Sportgemeinschaft Riesa, trat von da an nur noch, wie vom „roten Nachbarn“ auferlegt, auf kommunaler Ebene an. Am 01. September 1948 entstand dann allerdings die BSG Stahlwerk Riesa. Dieses geschichtsträchtige Ereignis wird von den Fans noch heute genau so besungen. Die 1945 gegründete SG Riesa schloss sich den Stahlwerkern an - aus 2 mach 1.
Keine 2 Jahre später wurde ein weiteres mal am Namen getüftelt und heraus kam schlussendlich die BSG Stahl Riesa (ohne Werk). Wieder 4 Jahre sollte es dauern bis die Sektion Fußball auch in Riesa angekommen war – unter dem Namen SC Stahl Riesa. Dies war dem Fußballverband der DDR geschuldet, der Sportclubs mit angeschlossenem Leistungszentrum wie Pilze aus dem Boden sprießen lies. Fußball in Riesa, wäre nicht Fußball in Riesa, wenn man dem Kind nicht mindestens aller 3 Jahre einen neuen Namen geben würde. So kam was kommen musste! Der Sportclub wurde aufgelöst und wieder in die BSG eingegliedert.
Nach Jahren der scheinbaren Bedeutungslosigkeit in den Untiefen des Ost-Fußballs gelang der BSG 1968 nach einem 3:0 Sieg bei Aktivist "Karl Marx"Zwickau der Aufstieg in die DDR-Oberliga.
Feinstes Speisen- und Getränkeangebot

In den darauf folgenden 20 Jahren spielten die „Nudelstädter“ ganze 16 Spielzeiten in der damals höchsten Spielklasse. Zumeist allerdings nur gegen den Abstieg. Der spielerische Höhepunkt der BSG war sicherlich der Saisonabschluss im Jahre 1975 mit einem 6. Platz. Damit wurde die Qualifikation für den UEFA-Cup nur knapp verpasst.
Nach der politischen Wende benannten sich die Riesaer erneut um und liefen ab 1990 unter dem Namen SV Stahl Riesa e.V. auf. Zeitgleich mit dieser Umbenennung machte sich die Abteilung Fußball selbständig und gründete einen neuen Verein, den FC Stahl Riesa e.V. Kaum ein Jahr später beschloss man dann allerdings wieder sich umzubenennen – Riesaer SV.
Immerhin 5 Lenze sollte es dauern, bis nach der Fusion mit dem SV Blau-Weiß Riesa, der Riesaer SV Blau-Weiß entstand. Dass solche Fusionen scheinbar ihr Gutes haben und auch Laune bringen wurde dann genau 3 Jahre später (1998) unter Beweis gestellt, als sich der Riesaer SV Blau-Weiß und der SC Riesa-Röderau zum FC Stahl Riesa 98 zusammenschlossen. Der Erfolg dieser Vereins-Ehe ließ nicht lange auf sich warten, im Jahr 2000 gelang der Wiederaufstieg in die NOFV-Oberliga Süd.
Bauboom in Striesen

Doch die Freude sollte nur von kurzer Dauer sein. 2002 wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet, welches ein Jahr später das Ende der 1. Herren Mannschaft bedeutete und zur Auflösung des Vereins führte. Am 31. März 2003 kam es zur erneuten Neugründung des TSV Stahl Riesa im Zusammenhang mit dem Start in der untersten Liga (2. Kreisklasse). Drei Aufstiege in Folge und der Traditionssportverein spielte wieder in der Bezirksklasse Dresden. Als dann 2011 die Vizemeisterschaft hinter dem Bischofswerdaer FV 08 gefeiert wurde kam es zur Eingliederung in die neu gebildete Bezirksliga Mitte.

In der Folgesaison 2012 wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen, dass der Verein ab sofort den Namen Ballsportgemeinschaft Stahl Riesa tragen soll. An dieser Stelle schließt sich der Kreis. Auch wenn aus Betriebssportgemeinschaft die Ballsportgemeinschaft wurde, so bleibt doch BSG. Auch das Logo der alten BSG ziert nun wieder das Wappen der „neuen“ BSG. Im Verlauf der Spielzeit 2012/2013 gelang den Riesaern dann auch der direkte Aufstieg in die Sachsenliga, die sie in der Saison 2013/14 mit Tabellenplatz 12 beendeten.
Um nicht nur den Historikern unter den Haferanern zu zu spielen, folgen auch noch 2-3 Zeilen zum tatsächlichen Spiel des Tages. Lange Rede kurzer Sinn, es war angerichtet. 
Gutgefüllte Ränge bei bestem Fussballwetter
Die Partie sollte halten was sie schon von vornherein versprach. 
Den etwa 200 Zuschauern wurde Fußball geboten, zumindest von Seiten der Risaern, der nicht alltäglich ist im Geschäft des Hafers. Deutlich war zu erkennen, dass der Grat zwischen willkürlichem Befreiungsschlag oder schöner Spieleröffnung sehr schmal sein kann. Während die Nudelstädter mit Technik und Geschwindigkeit überzeugen konnten, stemmten sich die Striesener mit viel Kampf und Engagement gegen alles was da kam. So überraschte es auch nicht, dass der Underdog aus der Landeshauptstadt oft versuchte das Spiel zu verschleppen. Gern genutzt wurde hierbei das Mittel der unnötigen Inanspruchnahme von Zeit, um das Spielgerät wieder auf den Platz zu bringen (ändern sollte sich das erst in den letzten Minuten, dazu aber später mehr...). Wenn alles nichts half wurde auch schon mal ein Bein ausgefahren. Resultat: 2 gelbe Karten in 3 Minuten (7. & 10. Spielminute). Riesa ließ sich kaum merkbar beirren und machte weiter viel Druck. Einzig der Schlussmann der SGS hielt eben diese im Spiel. Soeben hatten sich die Autoren über die Höhe der sich ankündigenden Niederlage unterhalten, da passierte es auch schon. Ein astreiner Konter der Heimmannschaft und da war die Bude. 1:0 Striesen durch den 8`er, Nils Bielinski. Nicht nur die schreibende Zunft, auch die Gäste wirkten überrascht über die, aus dem Nichts entstandene Führung. Bis zum Pausenpfiff tat sich nicht viel auf dem Geläuf, sodass auch das angereiste Publikum aus Riesa beäugt werden konnte. Immer schön Fans zu sehen, die ihre Mannschaft unterstützen. So auch in diesem Fall. Die mitgereisten wussten gerade am Anfang noch lautstark für Stimmung zu sorgen, die wurde im Verlauf des Spiels leiser und leiser. Dies wiederum lag nicht am, wie vielleicht zu erwartenden, Nudelkonsum sondern doch tatsächlich wohl eher am frisch vom Bierwagen gezapften Gerstensaft. Kaum ertönte der Pfiff zum Beginn der Zweiten Spielhälfte wurde ein weiteres mal gepfiffen. 1:1 nur 3 Minuten nach Wiederanpfiff, denn auch Riesa beherrscht das bewährte Mittel des Konterns. Die Begegnung wurde von hier an um einiges ruppiger, was dann auch zum spielentscheidenden Freistoß führte. Wie im Video von auf der so´n hafer Facebookseite zu sehen, stellt der Torwart seine Mauer gegen jede Regel, der Höhe nach, falsch auf und macht zusätzlich noch den Schritt in die falsche Richtung. 76. Minuten gespielt und der Favorit findet sich erstmals auch in dieser Situation wieder. Der Rest ist Geschichte. Striesen versucht das Spiel schnell zu machen, läuft aber gegen eine Wand der Routine und muss sich nach starker Leistung mit der Niederlage zufrieden geben. 
Am Ende bleibt ein Spieltag an dem Geschichte und Zukunft in einem sehenswerten Spiel aufeinander trafen und das Wissen um die Tatsache, dass der Pokal vielleicht doch nicht immer seine eigenen Regeln hat.

Anwesende und Autoren: Richard Gläsel & Marcus Wiltzsch

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