Sonntag, 7. Dezember 2014

SV Pillnitz 1990 - SpVgg 1893 Dresden-Löbtau

Sonntag 30. November 2014

Es ist der erste Adventssonntag im Jahr 2014 und wieder befindet sich "so´n Hafer" auf der Suche nach dem Neuen. Das sollte die Hälfte des Autorenkollektives dieses Mal im Südöstlichsten der Dresdner Stadtteile finden. Oberpoyritz war das Ziel an diesem kalten und grauen Dezembervormittag. Wieder einmal brachte der silberne Flitzer namens Ulf den Autor an die Stelle des Geschehens. 
Nach etwa 15 Minuten Fahrt konnte, dank guter Ausschilderung und ausreichender Ortskenntnisse des Fahrers, die Spielstätte des Heimvereins betreten werden. Diese ist Neuland für so´n Hafer. Weder mit einem Einzelbesuch noch mit einem Bericht gewürdigt, darbte dieser Rasenplatz bisher vor sich hin. Wie sich später herausstellte, zu Unrecht!
Leckeres auf Holzoptikgeschirr
Der etwas holprige Feldweg kann gern auch als Parkplatz benutzt werden, womit sich die Anreise dahin gehend auch schon erledigt hätte. Wer will, kann gern auch per ÖPNV anreisen, hat die Gelbe Flotte auch in diesem entlegenen Stadtteil eine Buslinie parat. Den Temperaturen nahe des Gefrierpunktes und der Bequemlichkeit geschuldet, entschied man sich doch für die oben schon beschriebene Anreisemethode.
Wie im unterklassigen Fussball üblich, wurde auch hier kein Eintritt verlangt. Die 2. Kreisliga (B) kann wirklich den geschundenen Geldbeutel schonen. Der erste Blick auf die Spielfläche konnte aber die Vorfreude auf das tatsächliche Spiel in die Höhe treiben. Echter Rasen konnte von den anwesenden 28 nicht-zahlenden Zuschauern bewundert werden. Wobei bewundert eher das falsche Wort ist. Naturgeläuf ist etwas schönes, kann unter Umständen aber auch zur reinen Spielbehinderung werden. Holprig trifft es noch am ehesten, ist aber trotzdem sehr geschmeichelt. Wie man weiß, ist der Platz aber auch oft Schauplatz zahlreicher Schweinereien. Damit sind die Wildschweine gemeint, die gern mal den Platz umpflügen. Dank einer Spendensammlung konnte aber im Jahre 2009 ein Rasenmähertraktor erworben werden, der das Spielfeld wieder in Schuss bringen soll.
Die Futterluke
Ob sich der erhoffte Erfolg eingestellt hat, soll und kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden.  Ansonsten ist der Platz sehr idyllisch gelegen. An der einen Hintertorseite befindet sich ein Waldgebiet, welches in einem Wohngebiet endet. Auf der anderen Seite befinden sich drei Baracken, von denen eine als Kabinentrakt, Sanitärgebäude und Klubheim genutzt wird. Effizienterweise die kleinste der drei Behausungen. Auf der "Haupttribüne" befinden sich zahlreiche Bänke und, man höre und staune, ein Sprecherturm. Auf die Sitzmöglichkeiten wurden mit Farbe und Pinsel Namen darauf geschrieben. Vermutlich als Zeichen des Dankes an die edlen Spender. Der recht schäbig anmutende Sprecherturm wurde tatsächlich auch genutzt, allerdings nur als Erhöhung für eine große Bassbox.
Sprecherturm mit Bassbox
Aus dieser wummerte während der Halbzeitpause etwas, was man als Musik bezeichnen könnte. Am Ballermann oder beim Aprés-Ski kann man solche Töne ebenfalls in größerer Menge vernehmen. Auf Bandenwerbung wird hier ebenso wenig Wert gelegt, wie auf Einlasskontrollen. Lehnten doch die Banden des ortsansässigen Großgeldinstituts zusammen gefaltet an der Eckfahne rum. Flutlicht gab es in unregelmäßigen Abständen am Spielfeldrand ebenso wie den Elektrozaun. Dieser dient zur Wildschweinabwehr, bei geöffnetem Stadiontor. Ansonsten gibt es zur Bewertung der Tribünen nicht viel zu sagen. 3,5 von 5 Tribünen.

Die sanitären Anlagen können auch recht schnell bewertet werden. Eine Toilette für beide Geschlechter, oberflächlich sauber und Airwolf. 2 von 5 Klobürsten.
Bei der Bewertung der Bockwürste kann mit Nichten so schnell vorgegangen werden. Nach dem Betreten der Sportanlage fragte man den nächstbesten Zivilisten nach der Tränke. Unser Glück, war dieser doch auch Wirt der ortsansässigen Schänke. Bei Betreten des Funktionsgebäudes führte ein Gang etwa zehn Meter geradeaus auf eine grüne Tür. In großen Lettern stand darauf geschrieben: Jürgen´s Saloon. Schnell eingekehrt, wurde man auch freundlich aus einer Durchreiche bewirtet. Das Flaschenbier zu 1,20€uro, die Fischsemmel 1,00€uro und (temperaturbezogen unumgänglich) der Glühwein 1,00€uro. Das Bier gab es gekühlt oder in Zimmertemperatur zu erwerben. Die Fischsemmel war unglaublich lecker.
Hier ist man gegen die Kommerzialisierung
des Fussballs!
Mit ausreichend Zwiebel, Paprika und Salat. Dazu ein frisches Stück Fisch und fertig war die beste Fischsemmel, die die so´n Hafer Redaktion bisher testen durfte, zu einem unschlagbaren Preis. 
Die Bockwurst konnte mit einer weithin hörbaren Knackhaftigkeit aufwarten, blieb aber im Geschmack eher blass. Daher nur Mittelmaß. 
Der Kneipier bewirtete seine Gäste äußerst freundlich und pflichtbewusst. Er verwickelte seine Kunden in Smalltalk, um die Wartezeit auf den Glühwein kurzweilig zu gestalten, bis dieser auch wirklich in der richtigen Temperatur serviert werden konnte.
Der Gastraum kann mit einem Wort beschrieben werden: gemütlich! Für die Anzahl der Anwesenden völlig ausreichend mit Sitz- und Abstellmöglichkeiten möbliert und wie üblich mit allerlei Pokalen geschmückt. Bemerkenswert an diesen Trophäen, die an vergangene Tage erinnern, war, dass der größte Cup der Fair-Play-Pokal der Stadt Dresden der Saison 1996/1997 ist. Trotzdem schön zu sehen, dass man sich auch mit den kleinen Erfolgen arrangieren und schmücken kann. Das macht die Atmosphäre um diesen Verein ein bisschen mit aus und verleiht allem hier einen sympathisch unprofessionellen Charme.
Gefährliche Standards

3,5 von 5 Bockwürsten!
Zum eigentlichen Sinn unseres Besuches, dem Fussball. Vor Beginn der 90 Minuten war die Ausgangslage völlig klar, die Hausherren spielten als Underdog und Tabellendreizehnter gegen den Spitzenreiter aus dem Dresdner Westen. So begann auch das Spiel und die Gastgeber mussten sich nach 25 Minuten und einem Eigentor mit einem 2:0 Rückstand begnügen. Kurz vor der Pause gelang den Pillnitzern der etwas glückliche und nicht zu erwartende Anschlusstreffer. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff gelang den in grün spielenden Hausherren der viel umjubelte 2:2-Ausgleichstreffer. Ob da der Trainer eine gepfefferte Halbzeitansprache losgelassen hat, oder sich die Löbtauer ihrer Sache schon zu sicher waren, mag an dieser Stelle nur reine Spekulation sein. 
Im Anschluss spielten die Gäste immer vorsichtiger und die Heimmannschaft mutig nach vorne. Witterten diese doch hier die große Chance, dem Favoriten ein Bein zu stellen. Und tatsächlich gelang in der 63. Minute der 3:2 Siegtreffer durch ein Eigentor des am heutigen Tag einzigen Torschützen der Blau-Weißen. Gegen Ende hin wurden auf dem Platz diverse Nettigkeiten ausgetauscht und auch der Unparteiische hatte alle Hände voll zu tun. Sechs gelbe Karten in der Partie sprechen da eine deutliche Sprache. 
Direkt nach Schlusspfiff wurde das Areal verlassen und Ulf brauste mit dem Autor samt Anhang wieder in Richtung der heimischen vier Wände.
Am Ende bleibt ein schöner erster Advent, an dem das Drumherum passte und ein sympathischer Verein den Tabellenführer ärgern konnte.

Anwesender & Autor: Marcus Wiltzsch