Montag, 22. Juli 2019

SG Kesselsdorf gg. SG Dresden Striesen

Sonntag 21. Juli 2019

Die alte Saison ist vorüber und die neue zeigt schon, dass sie in den Startlöchern steht. Die Dritte Liga beginnt und in der Zweiten Liga werden ab nächsten Wochenende die Töppen wieder geschnürt. Die Aktiven in den unteren Ligen, der hiesigen Gefilde, haben noch bis Mitte August frei und können sich voll und ganz der fußballerischen Vorbereitung widmen. Machen sie natürlich auch! Zu dem oben erwähnten, völlig bedeutungslosen Testspiel fand sich das Stammautorenkollektiv in kompletter Mannschaftsstärke ein. Doch warum, wird sich der geneigte Leser fragen? Das Wetter war gut, die Sonntagsplanung ließ ein wenig Zeit um den Nachmittag herum frei, und überhaupt? Warum eigentlich nicht?
Feiner Erdwall als Tribüne nutzbar



Nach dem fussballerischen Leckerbissen, den sich beide Autoren unter der Woche gegeben haben, musste jetzt ein wenig Schonkost her. Und da beide noch nicht auf der Anlage bei einem Spiel verweilten fuhr uns Zwulf in gewohnt zackiger Manier ins westlich der Landeshauptstadt gelegene Kesselsdorf. Dank neuer Medien konnte das Plastikgeläuf, trotz Umleitung, recht schnell und ohne sinnlose Umwege gefunden werden. Das Gefährt wurde flugs auf dem Spielerparkplatz abgestellt und der erste Gang führte die Haferer, wie sollte es anders sein, an die Verpflegungsstelle.
Prost!

Diese befand sich im recht schicken Funktionsgebäude etwa 100 Meter abseits des Kunstrasenplatzes. Die drei Insassen (Frau, Mann, Hund) nahmen recht schnell Notiz von uns beiden und wir wurden freundlich und rasch mit dem Nötigsten versorgt. Feder (der "Wirt"?), wie er sich selber vorstellte, konnte förmlich die Wünsche in den Augen der durstigen Gäste ablesen und kredenzte uns flüssiges Gold in brauner bzw. grüner Glasware. Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass es feste Nahrung leider erst in der Halbzeit geben wird. Nun will ich hier an der Stelle schon mal etwas vorgreifen. Die Bockwurst, welche uns in der Halbzeit serviert wurde, war eine der besseren Sorte. Ein unnachahmliches Knacken beim Reinbeißen ließ vermuten, dass da Fachkräfte am Werk waren. Für 2 €uro wurde der Riemen wahlweise auf Keramik (für den Verzehr in der Lokalität) oder Pappe (logischerweise für draußen) dargereicht. Der gute Bautzner mittelscharf und der obligatorische Toast durften zum Essen natürlich nicht fehlen. Für die erlauchteren Genießer gab es noch Wiener, welche allerdings von uns nicht getestet wurden. Zu lecker kam die Bockwurst daher. 
Auch das Getränkesortiment wusste zu überzeugen. Flaschenbier in aller Herren Auswahl stand bereit, um die trockenen Kehlen zu befeuchten. Wir hielten uns an Radler und Feldschlösschen fest. Zu 1,60 €uro wechselten die Flaschen den Besitzer. Leider gab es nix drumherum. Keine Fischsemmel, Gummischlangen oder Kuchenstücken wurden angeboten. Gut! Der einfälltige Einmalkonsument könnte sagen: "Ist ja nur´n Testspiel. Da kommt doch eh keiner!" Der geneigte Haferer sagt aber: "Sobald hier Leute eingelassen werden, bedarf es der bestmöglichen Bewirtung durch den gastgebenden Verein!"
So kann es hier maximal eine durchschnittliche Bewertung von 2,5 von 5 Bockwürsten geben. Mit ein bisschen mehr Engagement kann hier eine sehr gute Punktzahl gegeben werden, da die Grundelemente ja vorhanden sind. Gute Wurst und sehr sympatischer und liebenswerter Kneiper.
Stilvoll auf Keramik serviert

Kurz vor dem Anpfiff begaben wir uns zum Spielfeld, auf dem sich auch schon fleißig warm gemacht wurde und beide Teams in den letzten Zügen des Briefings waren. Der Platz ist eigentlich gar nicht so schlecht. Auf drei Seiten von einem Erdwall umgeben wirkt das ganze schon ein klein wenig wie Stadion. Wie eingangs erwähnt, handelt es sich um den Kunstrasenplatz der Kesselsdorfer Sportgemeinschaft. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich auch der Naturrasen, welcher mit einer kleinen schicken Holztribüne aufwarten kann. So musste man nun also mit der unliebsamen Ausweichvariante vorlieb nehmen. Eintritt: Fehlanzeige! Daher gab es auch keine Eintrittskarte. Schade! Dafür gab es auf der Haupttribüne einige Bänke, auf denen die Anwesenden Platz nehmen konnten. Wäre da nicht dieses lästige Geländer gewesen, welches ziemlich genau auf Augenhöhe die Sicht versperrte. Also nix gewesen mit gemütlichem Sitzen. Zur zweiten Halbzeit wussten sich die Haferer aber Abhilfe zu schaffen und nahmen das etwas erhöhte Holzbüdchen in Beschlag. Da dort sicherlich im Punktspielbetrieb der Ausschank stattfindet, heute aber niemand dort ausschenkte, war dieses Kleinod der Gemütlichkeit verwaist. Schnell wurde sich eine Bierbank hingestellt und mit einwandfreiem Blick auf das Spielfeld wurden die zweiten 45 Minuten sehr angeregt über den Weltfußball quatschend betrachtet. 
Ein echtes Schnäppchen für Senioren

Festgestellt werden muss an dieser Stelle, das die komplette Sportstätte in sauberem Zustand war. Das kann daran liegen, dass überall Mülleimer mit neuen Mülltüten rumstanden, oder aber, dass heute nur etwa 30 Interessierte anwesend waren. Nichts desto weniger können dieser Sportstätte mit Fug und Recht 3 von 5 Tribünen erteilt werden. Ob der Parkraum bei mehr Zuschauern ausreichend ist, oder der Grad der Ordnung immernoch aufrecht erhalten werden kann, kann an dieser Stelle leider nicht abschließend beantwortet werden. Schließlich ist es das Hier und Jetzt, was die Beurteilung ausmacht.
Zum Spielgeschehen selber kann man nicht übermäßig viel festhalten, außer dass die klassenhöhere Mannschaft aus dem Dresdener Osten zu Beginn einige Probleme mit den Hausherren hatte. Anfangs schnell mit 0:2 in Rückstand geraten, beide Tore übrigens nach Eckbällen, konnten sie mit fortschreitender Spieldauer mehr und mehr ihre Überlegenheit ausspielen. Der schlussendliche Spielstand hieß dann auch standesgemäß 4:2 für die Landeshauptstädter. Einen großartigen Klassenunterschied konnte man allerdings nicht wirklich feststellen. Zu eklatant waren die Abschlussschwächen bei der Heim-, sowie auch bei der Auswärtsmannschaft.
Doch auch bei so einem Testspiel, bei dem es um nichts anderes geht, als Spielpraxis zu sammeln, gibt es das ein oder andere Annekdötchen zu erzählen. 
Geschmackvolle Tischdeko

Da ist zum Beispiel der Spieler auf der Bank, der sich partout nicht bewegen wollte, auch nicht, als der Ball über den Zaun flog und ein neuer Ball von der Mittellinie auf das Spielfeld befördert werden musste. Da musste sich dann doch noch der barfüßige Mannschaftleiter der Heimelf bemühen. Danach gab es aber auch eine gepfefferte Ansage vom Coach an den Spieler. Dieser hat sich nach diesem Eklat verdächtig lange an der Seitenlinie warm machen müssen. Ob da Absicht dahinterstand weiß wohl nur der Trainer alleine.
Der andere komische Moment konnte kurz vor Wiederanpfiff beobachtet werden. Da die Gäste während der Pause auf dem Feld blieben, waren diese schon von den Schiris gesehen worden und eigentlich sprach nichts gegen den Pfiff. Aber Halt! Wo waren denn die Hausherren? Diese waren immernoch in ihrer Kabine mit dem eilig herangeholten Taktikboard beschäftigt. Oder es musste noch der Kasten geleert werden, der beim letzten Training versprochen und/oder verwettet wurde. Die Haferer standen am Eingang zum Platz, mit Wurst und Bier in der Hand, und konnten folgendes Gespräch zwischen dem Schiedsrichterkollektiv vernehmen. Hauptschiri: "Wo sind denn die Kesselsdorfer?" Linienschiri: "In der Kabine?" Hauptschiri: "Hast du nicht in den Gang gepfiffen?" Linienschiri: "Nö!"
Somit musste der ältere und kräftigere der beiden Linienrichter nochmal den 100 Meter langen Weg zum Funnktionsgebäude zurücklegen. Aber in aller Ruhe. Ist schließlich Sonntag! Anscheinend wurde es ihm dann selber zu blöd und die letzten 20 Meter wurden im gemütlichen Trab in die Kabine zurückgelegt. Am Ende konten beide Mannschaften eine Halbzeitpause von etwa 25 Minuten genießen. Und wenn der geneigte Leser sich jetzt denkt, dass die restliche Zeit hinten dran gehangen wurde, muss ich ihn leider enttäuschen. Es wurde regulär nach Plan abgepfiffen. 
Sehr ordentliche gekachelte Nebenräume

Ja, auch ein Testspiel hat seine kleinen Besonderheiten zu bieten.
Am Ende bleibt...
Ach! Moment! Die Bewertung der Klobürsten muss ja auch noch erfolgen! (Lange her, dass ein Bericht von mir geschrieben wurde...)
Diese wurden während der Halbzeit von uns begutachtet und für sauber, ordentlich und auch in ihrer Anzahl als solide befunden. Es gab keine unangenehmen Gerüche, Klopapier war vorhanden und es gab sogar Papierhandtücher! Wer unsere Publikation aufmerksam verfolgt, sollte wissen, dass es für diesen Umstand einen Pluspunkt gibt. Alles in Allem können hier sehr gute 4 von 5 Klobürsten verteilt werden, was in Summe der SG Kesselsdorf eine sehr ordentliche Bewertung bescheinigt. 
Sicherlich gibt es hier und da noch diverse Verbesserungen, welche ein absolutes Fussballerlebnis garantieren würden, aber wie eingangs erwähnt, hat die Saison noch nicht begonnen. Ob bei Nieselregen und vier Grad Celsius der Spielbesuch in Kesselsdorf genauso viel Spaß macht, kann bezweifelt werden, aber wie gesagt: Es kann nur das Hier und Jetzt bewertet werden und das entsprach in voller Zufriedenheit unseren Ansprüchen.

Am Ende bleibt ein nicht vergeudeter Sonntagnachmittag abseits unserer Landeshauptstadt mit der Gewissheit, dass auch Testspiele ihren Reiz versprühen.

Anwesende & Autoren: Richard Gläsel und Marcus Wiltzsch