Mittwoch, 20. Mai 2015

VFC Plauen - VfB Auerbach

17. Mai 2015

Sonntag nach Himmelfahrt und schon wieder ist so´n Hafer in den Niederungen des Fussballs unterwegs. Doch aufgemerkt liebe Leserschaft! Diesmal handelte es sich um einen Spontanbesuch im Vogtland, bei dem es mit Nichten um den Bodensatz des Ligabetriebes in Deutschland ging. Heute besuchte man die vierthöchste Spielklasse der Bundesrepublik. Mit der Regionalliga Nordost, konnte die Hälfte des Autorenkollektives Neuland in der So´n Hafer-Geschichte betreten. Eigentlich nur für eine Familienfeier in Südwestsachsen weilend, entschied man sich kurzer Hand doch noch dem großen Vogtlandderby beizuwohnen. Beide Städte trennen auf der Landkarte nur 27 Kilometer. Aus diesem Grund kann getrost von einem Derby gesprochen werden. Auf Seiten der Gastgeber konnte auch eine gesunde Portion Lokalpatriotismus und Schmäh gegenüber den etwas ländlich daherkommenden Gästen vernommen werden. Ganze 935 zahlende Zuschauer wollten sich dieses Spektakulum nicht entgehen lassen. 
Haupttribüne und unterbrochener Gästesektor
im Hintergrund

Der Autor kann noch auf dunkle unzusammenhängende Erinnerungsfetzen zurückgreifen und sich an diverse Spiele des Schwarz-Gelben Fussballgroßmoguls aus der Landeshauptstadt im Vogtlandstadion besinnen. Damals, gegen 2002, konnten die Gelb-Schwarzen Hausherren den Sachsenpokal nicht im Vogtland halten, sondern mussten ihn in die Residenzstadt ziehen lassen. In Gedanken kommen nur noch Bruchstücke von einer alkoholgeschwängerten Zugfahrt, Sturm des Eingangsbereiches und fliegende Bockwürste in den Sinn. Viel mehr ist beim Autor nicht hängen geblieben. Man ist ja schließlich nicht mehr der Jüngste!
Doch nun zum aktuellen Zeitgeschehen! 
Die Ausgangslage gestaltete sich auf dem Papier recht klar, waren die Gäste doch sicher dem Klassenerhalt entgegengesteuert, konnten die Hausherren nur einen Punkt aus den letzten sechs Spielen holen. Bei einer Tordifferenz von 3:18, eine deutliche Angelegenheit in Sachen Abstieg. Aber so einfach ist es in der Regionalliga Nordost nicht! Die Zweite Mannschaft von Union Berlin wird zurückgezogen und steht somit als erster Absteiger fest. Bei dem heutigen Gastgeber ist die Sachlage leider nicht ganz so einfach darzulegen. Mit einem kurzen Blick auf die Tabelle kann gesehen werden, dass der VFC Plauen mit null Punkten und null Spielen als Letzter des Tableaus dasteht.
Humor haben sie ja...
Hier soll jetzt nur eine kurze Umschreibung der Umstände erfolgen, die dazu führt, dass der Vogtländische Fussballclub von 1903 derzeit nur noch ein Schatten seines früheren Selbst ist. 
Begonnen hat alles damit, dass Ende September 2014 bekannt wurde, dass der Etat in Höhe von 600.000€ nicht ausreichen sollte, Spieler kein Gehalt bekommen haben und Schulden in unbekanntem Ausmaß den Verein belasten. Mitte November des selben Jahres, gab die Neue Aufsichtsratsvorsitzende bekannt, dass kurzfristige Verbindlichkeiten in sechsstelliger Höhe im Raum stehen. So kam am 1.12.2014 dass, was kommen musste: der Verein meldet bei Amtsgericht Chemnitz Insolvenz an aufgrund von Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. 
Allein die Eröffnung des Verfahrens wäre schon ein Grund, aus dem Ligabetrieb ausgeschlossen zu werden und als erster Absteiger festzustehen. Bei ungünstigstem Ausgang, kann es sogar zur Löschung aus dem Vereinsregister kommen. Dass dies hier nicht Anwendung findet, davon darf man getrost ausgehen. Das die Posse, die sogar überregionale Medien darüber berichten lies, weitergeht, liegt im Insolvenzverwalter begründet. Dieser sah die Regularien des DFB´s als nicht rechtens an und wollte gegebenenfalls sogar gerichtlich dagegen vorgehen. Mittlerweile bestätigte sogar der Präsident des Nordostdeutschen Fussballverbandes, dass alle Spiele gewertet und bis zum Ende durchgeführt werden. Am 30. Januar diesen Jahres wurde auf einer Staffeltagung von 12 der 16 teilnehmenden Vereine der Liga eine Wertung der Spiele mit Plauener Beteiligung abgelehnt. Der NOFV gibt dem Drängen der Vereine und mittlerweile auch des Deutschen Fussballbundes nach, sodass Plauen nur noch "Pflichtfreundschaftsspiele" austragen darf. Ende Februar erließ das Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung, wonach alle Spiele mit Plauener Beteiligung gewertet werden müssen. Ergo musste die Tabelle der Regionalliga erneut berechnet werden. Die Verfügung des Landgerichts Berlin hielt auch ganze acht Wochen, ehe das selbe Gericht sie wieder außer Kraft setzt. Das bedeutet also erneut die Tabelle durchrechnen und die Punkte der Vogtländer beim addieren weglassen. Das die mündliche Verhandlung am 13.05.2015 nicht stattfand und dieses Schauspiel in die nächste Runde geht, ist eigentlich nur der Besonnenheit der Führungsebene des Klubs zu verdanken, die von sich aus sagten, dass ein Neuanfang in der Oberliga für den Verein und die Region wohl das Beste sei. In all dieser Zeit, verließen die Plauener elf Spieler und ein Trainer. Nicht ganz unwichtig für das heutige Spiel: ganze vier Spieler und der Trainer Michael Hiemisch wechselten zum vogtländischen Ligakonkurrenten und heutigen Gegner! 
Für Spannung in dieser Partie war also bereits im Vorfeld gesorgt worden.
Badkurve

Doch jetzt soll das im Vordergrund stehen, weshalb hier überhaupt geschrieben wird: Tribünen, Bockwürste und Klobürsten!
Beginnen will ich mit den Tribünen. Das Vogtlandstadion überzeugt schon beim ersten Blick. Etwa 10.500 Zuschauer finden hier bei Fussball- und Leichtathletikwettkämfen Platz. Die überdachte Haupttribüne kann mit großem Marathontor überzeugen. Die erst 2010 renovierte Gegentribüne ist komplett mit Sitzschalen ausgestattet und weist einen großen VFC-Schriftzug auf. Die Kurven bestehen aus Stehplätzen, wobei die so genannte Badkurve von den Heimfans genutzt wird und die gegenüberliegende Kurve den Gästen vorbehalten bleibt. Beachtenswert am Gästegehege ist die Unterbrechung der Kurve durch Gras. Komisch, früher war die komplette Kurve für Gäste gestaltet.
Ich lass mich gern zu einer Bewertung hinreißen, muss aber deutlich darauf hinweisen, dass es den anderen Vereinen, die bisher in unserem Blog Erwähnung fanden und noch finden werden, gegenüber nicht fair ist, da hier ganz andere Voraussetzungen vorzufinden sind. Aber gut, 5/5 Tribünen!
Klingt eigentlich lecker*

Die Klobürsten können auch recht schnell abgehandelt werden. Gibt es im Vereinsheim feste Keramik, konnten in der Kurve auch Klocontainer benutzt werden, um das Bier aus dem Körper zu treiben. Leider wurde es versäumt, alle Örtlichkeiten zu testen. Daher Asche auf mein Haupt. Die Toiletten, die tatsächlich genutzt wurden, konnten überzeugen. Oberflächlich sauber, kein unangenehmer Geruch und auch in Quantität regionalligagerecht. Mangelhaft war hier nur der fehlende Spiegel. Besonders hervorzuheben ist das Wiederbefüllen der Papierhandtuchspender während des Spiels. Sehr gut! Daher hier 4/5 Klobürsten.
Bei den Bockwürsten konnte leider nicht das komplette Repertoire getestet werden. Zu reichhaltig war das Frühstück und das Essen des vorangegangenen Tages. Die Speisekarte versprach allerdings so einiges. Zumindest ab und zu. Der Eiswagen war allerdings genauso vor Ort wie auch der Grill. Das Eis wurde von einigen Leckermäulchen getestet und anscheinend für gut befunden. Die Bratwurst wurde in Teilen von mir getestet und für deutlich zu lasch empfunden. Im Volksmund auch Roster genannt, konnte diese Bratwurst nicht im Ansatz den hohen Standards von So´n Hafer genügen. Das Bier wurde frisch gezapft und kalt von der ortsansässigen Brauerei geliefert. Testurteil: Gut. Insgesamt 3,5 / 5 Bockwürsten.
Leckermäulchen tut, Leckermäulchen gut!

Fussball wurde wie so oft auch gespielt. Sogar ganze 90 Minuten! Das es sich bei dem Dargebotenen nicht um Hafer handelt, kann Getrost behauptet werden. Das die Hausherren ganz unten in der Tabelle stehen, konnte auch dem ungeübten Betrachter auffallen. Allerdings fielen nicht die individuellen Fehler stark ins Gewicht, vielmehr war es die lasche Zweikampfführung und die mangelhafte Körpersprache der Akteure aus der Spitzenstadt. Einzig der Torhüter konnte zu Beginn der ersten Hälfte glänzen und kratzte drei / vier starke Bälle von der Linie und wusste mit starken Reflexen zu überzeugen. All das nutzte aber nix, und so konnten die Gäste kurz vor der Pause verdienter Maßen in Führung gehen. In einer Partie, die zu keiner Zeit fair geführt wurde, wovon sieben Gelbe und eine Gelb-Rote Karte zeugten, war eigentlich von Beginn an klar, dass die Gäste als Sieger vom Platz gehen würden. Einzig die etwa 30 Fans der Plauener, die Ihre Jungs lautstark anfeuerten, wollten einer Niederlage nicht ohne Weiteres entgegen sehen. Geholfen hat das alles nichts. 0:1 der Endstand.
Am Ende bleibt ein weiteren Ausflug ins Vogtland und die Erkenntnis, dass auch in der Regionalliga nicht alles Gold ist, was glänzt.