Montag, 17. April 2017

SV Lok Nossen - SV Lampertswalde

Samstag 15. April

Was würde Jesus tun? Diese Frage sei nicht nur dem Weltchristentum vorbehalten. Nein, auch der hafer geht tiefgründig an die ganze Ostergeschichte ran. Freitag nur abhängen und heimlich im Keller tanzen, dass kann es ja nun auch nicht sein. Und sind wir mal ehrlich, keiner weiß was der Sohn Gottes so alles getrieben hat während seiner 3-tägigen Abwesenheit. Vielleicht hat er sich ja dem Ballsport gewidmet und über die Regelung was Handspiel ist, und was nicht nachgedacht? Seiner zu ehren und/oder weil wir einfach Bock drauf hatten folgtem wir dem Ruf des hafers. Dieser führte uns an diesem so gänzlich ungläubigem Samstag gen Nossen. Nossen, da war doch was, oder? Kurz nachgedacht, und festgestellt: Nein bei Nossen klingelt so gar nix. Gänzlich unter dem Radar wurde dieses sächsische Kleinod aus fußballerischer Sicht bislang, das sei vorweggenommen, komplett und völlig zurecht ignoriert.

Hartmieze

Die Anreise erfolgte einmal mehr mittels PKW. Die zurück zu legende Strecke war dem Autor Wiltzsch durchaus bekannt, legt er sie doch von Montag bis Freitag zurück. Trotz der Sicherheit in der man sich wog wurden die Kartendienste eines großen Suchmaschienenkonglomerats zu Hilfe genommen, um die tatsächliche Spielstätte rechtzeitig zu erreichen. Yahoo könnte man meinen da kann ja nix mehr schief gehen. Der sympatischen Stimme des Navis wurde ohne zu Zögern gefolgt mit dem Resultat, dass man sich auf einem Waldweg vor verschlossener Schranke wiederfand. Da die Zeit fehlte sich nach alternativen Routen umzusehen wurde eben erwähnte Strassensperre kurzerhand außer Betrieb gesetzt und weiter ging´s. Und tatsächlich! Das von uns angestrebte Ziel wurde erreicht. Kaum ausgestiegen machte sich rasch Ernüchterung breit. Der Übungsleiter der Heim11 machte uns höflich aber bestimmt klar, dass wir den Parkplatz abseits des Spielgeländes zu nutzen hätten (wie alle anderen auch). So sehr er sich auch wunderte dass die Schranke tatsächlich offen stand, so präzise navigierte er uns auch zum finalen Parkareal. Durch diese unnötige Odys­see tat sich der Zustand auf, dass die tapferen Autoren tatsächlich den Anpfiff verpassten. Skandal!
Bedanken für diese Irrfahrt konnte man sich im Übrigen nicht beim Suchmaschienenriesen, sondern beim Verein selbst der mit seiner irreführenden Adressangabe eine Fehlleitung quasi provoziert. Um das eben Erlebte zu verarbeiten galt es schnellstmöglich das hiesige Wasserloch aufzusuchen. Schnell ein vermeidlich frisch Gezapftes erworben und ab an den Spielfeldrand. Die rote Laterne hochhaltend begrüßten die Nossener mit den Mannen aus Lampertswalde ein Team, welches sich im Mittelfeld der Kreisoberliga Meißen befindet. Warum die LOK aus Nossen sich auf dem letzten Platz des Tableaus wiederfindet konnten sie über 90 Minuten hinweg auf beeindruckende Art und Weise unter Beweis stellen. Warum aber die „Lampe“ ganze 20 Punkte mehr auf dem Konto hat und das 2. Tabellendrittel anführt, konnte nicht gänzlich geklärt werden. Denn eines sei gesagt, seit langem konnte wieder einmal ein hafer vom allerfeinsten beobachtet werden. Der Anstoß der Partie war einer der wenigen Momente in denen sich der Ball am Boden befand. 10 Minuten wurde die Pille ohne jeglichen erkennbaren Plan, gerade von der Heimmannschaft, blindlinks nach vorne gedroschen. Spieler im Mittelfeld werden sich vermutlich noch heute über Genickstarre beschweren. So oft schaut man zuweilen selbst beim Tennis nicht von Links nach Rechts. Durch eine, in ihrer Ausführung, gänzlich schlechte Hereingabe eines Gästespielers, fühlte sich der Heim 7`er genötigt den Ball ins eigene Netz zu befördern. Warum er das gemacht hat weiß keiner. Gefahr war nicht da, Zeit jedoch viel. Nun ja, sei es drum, der Arme ist genug bestraft. Ich könnte jetzt 30 Minuten weiteres Elend beschreiben. Könnte über im Überfluss gestopfte Luftlöcher reden. Könnte sagen, dass hier Keiner wusste, was er tat und darüber das die handgezählten 24 Zuschauer optisch am Rande einer Vergewaltigung standen. Mach ich aber nicht. Lieber spreche ich an der Stelle über Bier und Wurst!
Leider nicht das, was es versprach!

1,50€ für ein kühles Blondes und selbiger Preis für ne gepflegte Bocki. Da schlägt das Autorenherz doch im Doppeltakt. Das Pils schmeckte wie ein Pils eben schmeckt, für Haarspaltereien ist hier kein Platz. Aber, und das MUSS betont werden, der Fleischriemen hob sich von den vielen anderen, bereits verköstigten ab. Was es war konnte zu keiner Zeit definiert werden aber da war irgendetwas, was den Gaumen frohlocken ließ! Sehr leckeres totes Tier! Dem Aprilwetter entsprechend gab es auch, für die die es denn wollten, Glühwein und oder Kaffee. Was es wiederum nicht gab war die angepriesene Fischsemmel. Ein leidiges Thema... Aber wir werden nicht müde es anzusprechen. Kinners, eine Kreidetafel ist von Natur aus abwaschbar. Klar für einige mag dieser Fakt wie aus dem Nichts kommen, aber für jeden der auch nur für wenige Jahre eine Bildungseinrichtung besucht hat ist das nichts neues. Also aufschreiben was es gibt, abwischen was aus ist! Irreführung zum 2. an diesem Samstag. Leider bleibt dieser Fauxpas nicht folgenlos und so kann es nur 2,5 von 5 Bockwürsten geben. Kulinarische Feinheiten zu sich genommen galt es diese auch wieder los zu werden. Anfangs vermutet, dass für jene Notdurft nur der Wald zur Verfügung stünde, wurden wir doch noch fündig. Die Sanitäranlagen vor Ort ließen uns doch staunen. Sauber, zahlreich und Papierhandtücher, ja sogar eine Trage für jene die sich unter Umständen zu sehr dem Gerstensaft hingeben. Klasse Sache, 4 von 5 Klobürsten. Genährt und geleert galt es sich wieder dem, sagen wir mal mit 1,5 geschlossenen Augen, Spiel zu widmen. Die 2. Hälfte begann quasi genau wie die Erste. Toller Anstoß und dann ab in den Nossener Himmel mit dem Ball. Klar ist das nicht zwingend zielführend aber immerhin tat sich durch diese Umstände auch etwas bis dato einzigartiges auf. Durch den quasi permanenten Blick nach oben konnte ein Storch beim Vorbeiflug gesichtet werden.
Ganz ordentliche Keramik
Majestätisch! „Lampe“ zeigte nun aber doch noch etwas, was man mit Fußball in Verbindung bringen konnte und erzielte Tor um Tor. 0:4 hieß es am Ende. In der Höhe muss ein Spiel einfach verdient gewonnen sein und irgendwie geht das auch in Ordnung. Ein Torverhältnis von -59 spricht an dieser Stelle für sich. Kommen wir aber noch zur ausstehenden Bewertung. Die Tribünen. Worte zur Anreise sind genug gesprochen. Was bleibt also? Ein kassierter Preis von 2,50€ / Person scheint kaum gerechtfertigt, zumal es nur ein 0815 Schnippsel dafür gab. Ein Stadionsprecher war nicht vorhanden. Rasenplatz zwar vorhanden aber nicht genutzt. Sitzmöglichkeiten fehlten gänzlich und auch sonst versprühte die Anlage wenig wofür es sich lohnt wieder zukommen. So gibt es hier leider nur 1,5 von 5 Tribünenpunkten.
Am Ende bleibt ein schöner Ausflug zwischen allerlei Osterfeierei und ein zumindest torreiches Derby.
p.s. ca. 60 Km Entfernung sind in dieser Liga wohl kaum als Derby zu bezeichnen, aber es klingt einfach besser

Dienstag, 11. April 2017

FK Teplice - FC Slovan Liberec

Samstag 08. April

Samstag. Wochenende. Langeweile! Doch dann durchdringt das Piepsen des Mobiltelefones die monotonen Fernsehgeräusche und die aufkommende Müdigkeit zum Mittagsschläfchen wurde unterbrochen. Der letztwöchige Bierkönig schickte per Messenger das Ansetzungsbild von oben erwähnten Spiel. Den Termin hatte der Autor vorher schon erspäht, konnte aber unter dem Autorenkollektiv keine Reisebegeisterung hervorrufen. Auch bei den anderen Reisebegleitern unserer ersten Fahrt in die ehemalige Tschechoslowakei konnten keine Mitfahrer angeworben werden.
Sport frei!

Nachdem der Bierkönig nicht erwartet hätte, beim Autor auf Einwilligung zu stoßen, musste er erst noch ein wenig als Fahrer geködert werden. Nachdem der Reisehaushaltsfinanzausgleich geklärt und der Treffpunkt und Uhrzeit vereinbart waren, konnte die wilde Fahrt gegen vier Uhr nachmittags auch schon beginnen. Anstoß der heutigen Begegnung war ja schließlich erst um 18:15. Zeit genug also... Sollte man meinen. Doch erstens kommt es beim hafern anders und zweitens als man denkt.
Den fremden Pkw bestiegen und erstmal für die Gnädigste zu Hause einkaufen gefahren, eigentliches Auto in der Werkstatt angeguckt und noch zur Sparkasse kutschiert, strapazierten das Zeitmanagement deutlich. Über die BAB17 und die S174 ging es bis zum Grenzübergang Zinnwald-Georgenfeld. Die insgesamt knapp 75 Kilometer lange Reise wurde mit allerlei Gequatsche und dem ein oder anderen Bier kurzweilig gestaltet. Kurz nach der nicht stattfinden Passkontrolle wurde an einer Tankanlage rangefahren und wie letzte Woche sollte der Devisentausch vonstatten gehen. Denkste! Wollte dieses Mal die Tschechenmuddi keine €uro annehmen und in einheimische Kronen umtauschen. Also weiter über Dubi, mit seinen bekannten Schaufenstern, nach Teplice. Ohne größere Umwege wurde direkt der Stadionparkplatz angefahren, der Rentner aus der Parklücke geleitet und diese direkt besetzt. Oha! Falsche Wortwahl. Sagen wir lieber: belegt. 
unnütze Hintertortribüne

Nun hieß es noch, den harten €uro gegen die schwammige tschechische Krone einzutauschen. Da niemand von uns beiden wusste wo, wurde die überall herumlungernde Policia in englischer Sprache bemüht. Nach etwas diffusen und wiedersprüchlichen Aussagen konnte einige Meter unterhalb des Stadions eine Wechselstube ausfindig gemacht werden. Dazu muss man erwähnen, dass das Stadion "AGC Arena Na Stínadlech" auf einer kleinen Anhöhe in der Stadt liegt. Als man die Lokalität betrat, wollte uns der Bankier und / oder nigerianischer Warlord nicht mehr bedienen. Ladenschlussgesetz in der CSSR. Ob es das Flehen und Betteln, oder das Wedeln eines 50-Euroscheines war, kann nicht mehr beurteilt werden. Am Ende hatten beide haferer die Kronen in der Hand und es konnte sich nach Karten angestellt werden. Der heutige Wechselkurs war sogar noch besser als letzte Woche an der Zapfstelle und somit hielt der Autor sogar einen 500 Kronenschein in der Hand. Da vom Bierkönig Ortskenntnisse vorhanden waren, begab man sich schnellen Fußes und zielsicher zum Verkaufsbunker. Beide Karten zum Preis von jeweils 100 CZK erstanden und dann flugs ins Stadion rein. Umgerechnet vier €uro für ein Spiel in der ePojisteni.cz liga grenzen schon fast an Wucher. Bedenkt man aber, dass es im deutschen Äquivalent (der Bundesliga) kaum möglich sein dürfte für unter zehn €uro Fussball zu schauen, sieht man das Ganze in einem anderen Licht. Das aber für 100 CZK keine Kontrollen drin sind, war auch für uns neu. Völlig unangetastet begab man sich schnell noch zur Tränke und dann fast pünktlich zum Anpfiff auf einen Platz. Freie Platzwahl war im Preis übrigens mit inbegriffen.
Pivo, Klobasa und Langos

Die AGC Arena ist nach den drei Prager Stadien (Eden Arena, Generalli Arena und Juliska) eines der größten Stadien der ehemaligen Tschechoslowakei. Es bietet insgesamt 18.221 Menschen Platz, wobei alles Sitzplätze sind. Drei große Tribünen bieten dem Besucher Schutz vor Regen und die verbleibende kleine Hintertortribüne beherbergt außer der Videoleinwand nicht wirklich etwas Besonderes. Neben der Heimstätte von Sparta Prag, ist es im Übrigen auch die Hauptspielstätte der Tschechischen Nationalmannschaft. Nach der Eröffnung 1973 wurde es des Öfteren schon renoviert und genügt nun den harten Ansprüchen der FIFA und UEFA. Die Parkplatzsituation vor Ort ist sehr entspannt und auch eine Anreise mit der Bahn kann empfohlen werden, ist der Bahnhof doch nur eine viertel Stunde zu Fuß entfernt. Ansonsten ist das Stadion schon eher ranzig, mit dem gewissen Ostblockcharme behaftet und in der ein oder anderen Ecke sitzt der Dreck ganz schön tief. Trotzdem ist es das bisher schönste Stadion, welches der hafer (mit Ausnahme des Dresdner Großmoguls) besuchen durfte. Ganz klare 5 von 5 Tribünen!
Interessant ist beim FK Teplice das Fanverhalten. Während in einer Ecke der Sektor 15 mit Zaunfahne und nicht mehr als zehn Leuten auf sich aufmerksam machte, befindet sich auf der Gegentribüne unter dem Dach noch ein weiterer Fanblock, welcher ebenfalls mit Zaunfahne und Schnipselchoreo zu überzeugen wusste. Insgesamt war die Stimmung unter den 4.133 Zuschauern, auch auf Grund des Spielstandes, recht euphorisch. Der Fanblock unter dem Dach war die kompletten 90 Minuten um Stimmung bemüht. Die Gäste aus dem etwa 120 Kilometer entfernten Liberec waren heute mit ungefähr 50 Fans im Stadion vertreten, welche hinter einer großen "Supras Core"-Fahne hin und wieder zu vernehmen waren.
Pissrinne von außen...
Letzte Woche wurde schon Blut geleckt und heute war sie wieder fällig: die Klobasa! Vorher ging es nochmal an den Bierstand. Das frisch gezapfte Gambrinus konnte für 25 CZK erstanden werden. Umgerechnet 1 €uro erscheinen im Vergleich zu letzter Woche unverschämt teuer. Dafür konnte der Gerstensaft in Temperatur und Geschmack voll und ganz überzeugen. Die Essenstände, welche sich getrennt von den Tränken befanden, konnten, im Gegensatz zu Varnsdorf, besser punkten. Es gab Langos, Chips, Popcorn und die lang ersehnte Klobasa. Aber welch eine Überraschung! Nicht nur die bekannte rote Klobasa wurde angeboten, nein, auch eine weiße Variante wurde für 40 CZK an die Hungrigen verkauft. Klar, dass der Hafer beide Würste essen musste. Der Bierkönig gab sich seinem Langos hin und beide Reisenden waren erstmal zufrieden gestellt. Achso: Bier wurde auch noch geholt. Alles in Allem können hier gut und gerne 4 von 5 Bockwürsten verteilt werden!
Bisher doch ein ganz vernünftiger Schnitt für tschechische Verhältnisse...
Aber da Hochmut bekanntlich vor dem Fall kommt, wussten die Sanitäre Einrichtungen auf ganzer Linie zu enttäuschen. Sehr schwummriges, diffuses Licht und zwei Pissrinnen. Mehr gab es eigentlich nicht. Der beißende Gestank ließ den Autor auch den Blick auf das stille Örtchen verwehren. Eine höhere Bewertung wäre eh nicht entstanden. Die Möglichkeit die Hände abzutrocknen wurde wegen hygienischen Bedenken außer Acht gelassen und wieder musste die Jeans herhalten.
...und innen!

Traurige, denn das Gesamtergebnis runterziehende, 1 von 5 Klobürsten!
Das Fussballspiel als solches wusste durchaus zu gefallen. Die Spieler waren vollends motiviert bei der Sache. Laut Tabellensituation sollte das Spiel heute eigentlich eine klare Sache sein. Die Gäste, als Tabellenzwölfter (von 16) angereist, hatten einen 2:0-Erfolg aus der Vorwoche im Gepäck. Die Hausherren als Tabellensechster konnten dem Tabellenführer aus Plzen (derzeitiger amtierender Meister) auswärts immerhin ein 2:2 abtrotzen. Somit haben die in Gelb spielenden Teplitzer immernoch Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen. Trotz Allem sollte in diesem Derby Einiges möglich sein, ungeachtet der Tabellenkonstellation. 
So begann das Spiel recht schwungvoll und es entwickelte sich ein ansehnlicher Schlagabtausch. Es wurde versucht, schnell das Mittelfeld zu überbrücken und mit langen Bällen die Stürmer, respektive die Außen zu bedienen. Dass das nicht immer gelang, liegt in der Natur des hafers begründet. Auch sollte nicht aus den Gadanken verloren werden, dass es sich um tschechischen Fussball handelt. Zwar Erstligafussball, aber immer noch tschechischen Erstligafussball. So dauerte das Geplänkel bis zur 45´+ 2. Spielminute, und weitere zwei Bierchen für den Autor, ehe der allseits unbekannte Marek Cervenka zur 1:0 Pausenführung einnetzte. In der Halbzeit musste die trockene Kehle mit einem goldenen, isotonischen Kaltgetränk befeuchtet werden, wobei man fast eine, hierzulande beinahe für unmöglich gehaltene, Szene verpasst hätte. Hatte sich doch nicht etwa ein Schelm aus dem Gästebereich an die "Sektor 15"-Fahne heran gepirscht und diese vom Zaun entwendet. Dazu muss gesagt werden, dass der Weg von diesem Frechdachs einmal quer über dem Platz geführt hatte. Allerdings wurde der Mut des Gastes nicht belohnt und er kam gerade mal bis zum 5-Meterraum, ehe er von zwei mutantenähnlichen Ordnern recht schnell in die stabile Seitenlage gepresst wurde. Der Fahnenbesitzer kam dann auch noch vorbei und spendete dem am Boden Liegenden noch zwei bis drei geballte Hände Richtung Gesicht. Dieser Schockmoment musste erstmal mit einem Bierchen verdaut werden. 
weiter kam er nicht...

Zurück zum Fussball! Die zweite Hälfte begann ähnlich fulminat, wie die Erste endete. Nur ohne Tor und Stürmer und ordentlichem Fussball. Es entwickelte sich ein Grottenkick sonders Gleichen. Erst nach etwa 10 gespielten Minuten in Hälfte Zwei konnte König Fussball wieder in Erscheinung treten und Hora konnte auf 2:0 erhöhen. Nur etwa zehn Minuten später konnten die Gäste den Anschlußtreffer für sich verbuchen und witterten Morgenluft. Diese wurde ihnen aber spätestens in der 84. Spielminute aus den Lungen gesaugt, als Roman Potocny zu Recht die Rote Karte aufgrund einer Tätlichkeit sah. Den Hausherren gelang dann noch der verdiente 3:1 Endstand in der 92. Minute. Zufrieden und mit einem Bierchen in der Hand verließ man das Stadion in Richtung Parkplatz, ehe man gegen 21:00 Uhr wieder in der Landeshauptstadt eintrudelte.

Am Ende bleibt wieder einmal ein schöner Besuch in unserem südlichen Nachbarland und der Titel des Bierkönigs in des Autors Hand.

Dienstag, 4. April 2017

FK Varnsdorf - MFK Vitkovice

Sonntag 02. April

Die Woche neigt sich mal wieder dem Ende zu, die Sonne lacht, das Wetter machte einen Anorak nicht notwendig und das Autorenkollektiv hat Bock auf Fussball. Da der örtliche Großmogul in schwäbischen Gefilden um Punkte kämpfte und uns in der Landeshauptstadt so gar nix anzusprechen wusste, streckte man seine Fühler im Rahmen der "Lerne-deine-Heimat-kennen-Tour 2017" mal gen Böhmen aus. Viel zu lange und viel zu sträflich wurde unser südliches Nachbarland links liegen gelassen. Zwar wurde die ehemalige Tschechoslowakei schonmal im Rahmen des hafers besucht, allerdings nur zur Beschaffung von Rauch- und Trinkwaren. Doch heute sollte alles anders werden. 
Auf in fremde Gefilde


Mit einigen Mitfahrern, wurde oben bereits erwähntes Spiel anvisiert. Mit Zwulf ging es aus der Landeshauptstadt in Richtung Sebnitz. Wenige Meter hinter der Grenze wurde sich auf einem Parkplatz mit den Mitreisenden getroffen. Diese kamen im eigenen Fortbewegungsmittel aus der Bierstadt angefahren. Kurz angehalten, Rauchwaren besorgt, Strecke gecheckt, ausgetreten und ab ging die wilde Fahrt. Das Führungsfahrzeug hatte den vermeintlich einfachen Weg über tschechische Landstraßen auf dem Mobiltelefon geprüft. Wie sich alsbald zeigen sollte, allerdings nicht gründlich genug. An der erstbesten Tankstelle in Rumburk wurde noch schnell der Durst des Fahrzeuges gestillt und der Euro in Kronen getauscht. Diese Ersatzwährung wurde zum Kurs von 1:25 gewechselt. Klang für alle Anwesenden vernünftig und die gute Verkäuferin bekam vor lauter Euroscheinen ihre Registrierkasse kaum noch zu. Die Weiterfahrt erolgte durch das schöne Böhmen. Der Beifahrer konnte sich in aller Ruhe seinem Bierkonsum hingeben, ebenso wie die Mitfahrer im Führungsfahrzeug. Zwulf wurde vom CEO mit neuer Hardware bestückt und es konnte tatsächlich noch eine Kasette mit AUX-Stecker käuflich erworben werden. So konnte die mittlerweile legendäre so´n hafer Playlist über das Radio und die Lautsprecher gehört werden.
so´n hafer im Fanblock

So konnte der ein oder andere Kilometer hinter sich gebracht werden und ehe man sich versah, war man schon in Seifhennersdorf. Ja, richtig, wir waren wieder in der BRD. Wer sich etwas mit der Geographie beschäftigt, wird feststellen, dass Seifhennersdorf ein kleiner Zipfel Deutschland in der ehemaligen CSSR ist. Nachdem einige Schleichwege erprobt und mehr als einmal Passanten zur Fragerunde gebeten wurden, konnte der Weg zum Ziel doch noch gefunden werden. Auch der Weg zum Stadion in Varnsdorf konnte nach einem gezwungenen Umweg (Feuerwehreinsatz nach Motorradunfall) und einem freiwilligen Umweg ("Ich seh doch schon die Tribüne!" - War aber doch nur ein Hallenbad) dann doch recht schnell erreicht werden. 
Die Autos schnell noch schattig abgeparkt und so führte der erste Weg zur Kartenbeschaffung. Die zwei äußerst adretten jungen Damen im Kassenhäuschen waren mit der deutschen Forschheit und Aufringlichkeit mehr überfordert, als mit der Tatsache, dass die meisten Mitfahrer nur 500-Kronenscheine im Portemonaie hatten. Schade, wenn alle gleich viel tauschen. Der Autor konnte das Ganze dann etwas entwirren. Nachdem mancher mit seinen Englischkenntnisse bei den (immer noch) recht freundlichen Kassiererinnen prahlen wollte, konnte mit Hilfe von etwas Kleingeld und Zusammenlegen, jeder seine Eintrittskarte in Form von einem Programmheft in Händen halten.
nervende Ratschen

Unter den Reisenden machte sich langsam aber sicher der größte Feind der guten Laune breit: Hunger! Also wurde das nächste Restaurance gesucht und erstmal in Beschlag genommen. Die 100 Meter von Parkplatz konnten gerade noch so bewältigt werden und es durfte sich an einem gemütlichen Sechsmanntisch bequem gemacht werden. Schließlich sollten es noch 50 Minuten bis zum Anpfiff sein. Zeit genug sollte man meinen. Der Wirt, welcher anscheinend nicht mit so einer Masse an Gästen gerechnet hatte, bediente uns mit der ureigenen tschechischen Gleichgültigkeit und etwas Skepsis. Trotzdem konnte jeder nach etwa 15 Minuten ein kühles Blondes sein Eigen nennen und es wurde erstmal angestoßen. Nachdem sich alle auf "Rendergulasch mit Rais" geeinigt hatten, machte uns der Kneiper einen Strich durch die Rechnung. Es gab nur noch vier Portionen. Also musste der Autor auf Weinbratwurst mit KaMu ausweichen und ein anderer Mitreisender bekam panierten Blumenkohl, Salzkartoffeln und "Tatarensoße". Jedem hat es im Großen und Ganzen geschmeckt und der Gastronom brachte prompt die verlangte Rechnung. Das erste Mal wurde heute gestaunt. Und das nicht schlecht! Für zwei Essen und vier Bier wurden 11 €uro auf den Tisch gelegt. Absolutes Höchstmaß, was das Preis-Leistungsverhältnis angeht. Bisher!
Als die Reisgruppe auf die Uhr geschaut hat, waren es nur noch fünf Minuten bis zum Anstoß. Also schnell raus, den kurzen Fußmarsch hinter sich gebracht und rein ins 
Městský stadion v Kotlině. So zumindest der offizielle Name.
Tribünenansicht
Ohne Kontrolle, bekam man immerhin den Anpfiff und ein kleines Schnipselintro mit. Die Platzsuche gestaltete sich anfangs schwierig. Die große Tribüne war fast ausverkauft und so blieben nur noch Plätze in der letzten Reihe des Fanclub-Blocks übrig. Auf den Sitzschalen konnte man auch die Papierstücke der eben erwähnten "Choreo" sehen. Hier staunten wir das zweite Mal. Alle Schnipsel waren gleich groß. Da hat sich wohl eine Honzamuddi hingesetzt und Zeitungen mit der Schere klein geschnitten. Stark!
Nachdem die Plätze eingenommen wurden, machte sich der allgemeine Durst breit. Also führte der nächste Gang an die Tränke. Hier folgte das dritte Staunen aller Reisenden. 20 Kronen für das frisch gezapfte Bier, 15 für AFG´s (Zillis Fassbrause lässt grüßen) und 40 Kronen für die Klobasa. Umgerechnet 90 Pfennige für das 0,4 Liter Bier. Klar, dass bei dem eine oder anderen Mitreisenden alle Dämme brachen und sich dem völlig unkontrollierten Bierkonsum hingegeben wurde. Das dabei auch die Manieren auf der Strecke blieben und somit Fremdschämen angesagt war, muss nicht extra erwähnt werden. Das Bier hat geschmeckt, die Fassbrause ebenso. Die Klobasa wurde mit Senf, Meerrettich und sehr feinem Brot dargereicht. Wer noch keine Klobasa gegessen hat, sei kurz erklärt, dass es sich dabei um einen fettigen Knacker handelt, der in noch mehr Fett gebraten wird, bis die Wurst fast schwarz ist. Der Anbiss war so knackig, dass man aufpassen musste, seinen Vorder-, Neben- und Hintermann nicht vollzusuppen. Im Geschmack erinnert diese Spezialität ein wenig an Pusztaknacker. Leichter Paprikageschmack, fast schon pikant und mit dem Senf und Kren in Verbindung mit dem äußerst leckeren Brot einfach nur zum Niederknien! Diese Geschmackserlebnis konnte für umgerechnet etwas mehr als 1,30 €uro erstanden werden.
Klobasa und Limo
 
Der geneigte Leser weis, was jetzt kommt. Richtig, die Bockwurstwertung. Trotz des Preises und der Wurst müssen wir hier die altbekannten Standards für die so´n hafer seit jeher steht ansetzen. Im aktuellen Fall kann es hier nur eine mittelmäßige Bewertung geben. Die Auswahl ist leider nur Standard. Nur eine Wurst und Bier und Limo. Mehr gab es leider nicht. Keinen Kaffee, keine Gummischlangen und kein Steak (obwohl der Grill funktionstüchtig aufgebaut war). Schade! So gibt es hier nur 3,5 von 5 Bockwürsten.
Da das Bier bei dem Preis bei einigen literweise hinunter geschüttet wurde, musste dieses auch wieder seinen Weg nach draußen finden. Also begab man sich schnellen Schrittes gen Toiletten.
Diese sind im Mittelteil der Tribüne untergebracht. Kurz hinter der Türschwelle folgte nun das vierte Staunen am heutigen Tage. Sehr ordentlich das Ganze und auch von der Anzahl her mehr als ausreichend. Der leicht beißende Chlorgeruch übertünchte sicherlich den des Urins und sonst noch was. Beim Händewaschen dann die große Ernüchterung. Weder Seife, noch Handtücher waren an den Waschbecken vorhanden. Nicht mal welche aus Papier, geschweige denn ein blöder Airwolf. Also musste doch die Jeans oder die Jacke herhalten. Ein genaueres Hinsehen ließ uns die bisher vorzügliche Meinung revidieren. Die ein oder andere Spinnwebe konnte doch noch ausgemacht werden. Somit kann hier ebenfalls nur eine durchschnittliche Bewertung erfolgen. 3 von 5 Klobürsten.
Die gekachelten Nebenräume

Dann konnte sich endlich dem eigentlichen Sinn unseres Besuches hingegeben werden. Das Spiel der zweiten tschechischen Liga konnte zu Beginn durchaus mit ansprechendem Niveau aufwarten. Die Gastgeber in Blau und Gelb gekleidet, bestimmten das Spielgeschehen und drückten mächtig auf den ersten Treffer des Spieles. Das Feldüberlegenheit nicht immer in Tore umgesetzt werden kann, konnte heute wieder einmal bewiesen werden. In der 41. Minute konnten die Gäste wie aus dem Nichts das 1:0 erzielen. Das war für den Tabellenneunten ein Schock und dessen Spiel begann in Stocken zu geraten. Die 853 Zuschauer fanden diesen Spielstand zur Halbzeit ebenfalls nicht ganz so toll und ließen ihren Unmut lautstark kund. Der Gast aus Vitkovice, vor dem Spieltag Tabellenfünfzehnter und eigentlich abgeschlagen, schnupperte nach der Pause am großen Coup und fing jetzt an das Spiel an sich zu reißen. Die Varnsdorfer Spieler, allen voran "der Schotte" konnten nicht mehr wirklich mit ordentlichem Spielaufbau glänzen. Zwar kamen sie in der 55. Minute noch zum, jetzigen Zeitpunkt etwas schmeichelhaften, Ausgleich durch eben erwähnten Schotten. Das ließ sogar die Zuschauer mit "Schottland, Schottland"-Rufen eskalieren. Die große Feierei wurde in der 73. Minute jäh gestoppt, nachdem der erst seit neun Minuten eingewechselte Matej Fiala das 1:2 aus Sicht der Heimmannschaft besorgte. Maßgeblichen Anteil daran hatte ein katastrophaler schnitzer des Schotten. Zwar gab es noch ein kleines Aufbäumen der Varnsdorfer, welches aber immer vor dem Strafraum gestoppt wurde. Nicht etwa durch einen Abwehrspieler, mehr noch durch Unvermögen oder grobe Fehlpässe der Offensivabteilung.
Follow my way back home

Fehlt eigentlich noch die Tribünenbewertung. Die Anreise erfolgte wie schon ausführlich erwähnt mit dem Auto. Eine großartige Parkplatzsuche erübrigte sich dank pünktlicher Anreise und großzügiger Freifläche in direkter Stadionnähe. Das Stadion selber, konnte mit einer großen überdachten Tribüne auf einer Seite aufwarten. Auf der gegenüberliegenden Seite stand nur das Funktionsgebäude, in dem die Umkleidekabinen untergebracht sind. Ansonsten gibt es eine Laufbahn und einen kleinen abgezäunten Gästekäfig. Alles in allem eine schicke Angelegenheit. Auch die Atmosphäre konnte überzeugen. Der einzige Trommler, welcher mitten unter den Fans saß, bediente sein Musikinstrument fast durchgängige 90 Minuten. Zwei andere Zuschauer nervten mit riesigen Ratschen, welche sonst eigentlich nur vom Skispringen bekannt sind. Der Ton liegt mir jetzt noch im Ohr und der Tinitus konnte erst am Abend aus dem Gehörgang entfernt werden. Trotzdem ein nettes Spiellokal und somit verdiente 4 von 5 Tribünen. 
Alles in Allem gibt es hier also 10,5 von 15 Punkten und somit ein ganz ordentliches Ergebnis für unseren ersten Besuch in der ehemaligen Tschechoslowakei.

Am Ende bleibt schönes Wetter, schönes Stadion, schönes Land, schöner hafer.