Dienstag, 19. Juli 2016

SV Tanne Thalheim - FSV Grün-Weiß Klaffenbach

Sonntag 17. Juli

"Denn der Tellerrand ist der Suppe Grenze!" Getreu einem der Credos der so´n Hafer-Redaktion, suchte sich das Autorenkollektiv, für diesen Sonntagnachmittag ein Spiel außerhalb unserer schönen Landeshauptstadt. Im weltweiten Netz wurde man recht schnell fündig und erwählte Thalheim im Erzgebirge zum Ziel der heutigen Reise. Da Pavel die beiden Autoren das letzte Mal nach Bischofswerda beförderte, durfte Zwulf heute zeigen, was in ihm steckt. Gesagt getan, wurde der CEO von zu Hause abgeholt und nach einem kurzen Erfrischungsstop an der nächstbesten Zapfstelle befand man sich schon auf der Autobahn Richtung Chemnitz. Nach etwa 75 Minuten kurzweiliger Fahrt durch das landschaftlich sehr wertvolle Erzgebirge, fuhren die Autoren schon vor dem Waldstadion in Thalheim vor. Kurz einen Parkplatz gesucht und schon standen wir am Kassenhäuschen.
Idyll am Waldesrand
Doch vorher soll noch kurz erläutert werden, warum es unbedingt eine Fahrt ins Erzgebirge sein musste. Durch diverse Anfragen und Angebote eines Stammlesers / Kollegen wurden wir schon des Öfteren auf diesen Verein aufmerksam gemacht. Leider hatte es der Spielplan nicht immer gut gemeint und außerdem ist das Gedächtnis im Alter auch nicht mehr das Beste, sodass sich der SV Tanne Thalheim bisher gedulden musste, bis die Stammautoren ihn mit ihrer Anwesenheit beglückten.

Schon am Kassenhäuschen machte man mit der urtümlichen Art der Erzgebirgler Bekanntschaft. Ein Pärchen mit Kind erbat Einlass und wurde, im für diese Region typischen Dialekt, vom Kassenwart angemault. Ein als Späßchen gedachter Spruch des Vaters wurde stumpf und unfreundlich beantwortet. Der Dialog lautete in etwa so: Vater: "Zwei Erwachsene ein Kind bitte!" Kassierer: "Wie alt ist das Kind denn?" Vater: "Kommt drauf an was er bezahlen muss..." Kassierer: "Das werd ich dir dann sagen, was er bezahlen muss!"
OK, die Fronten waren geklärt! Nach gefühlten fünf Minuten der Rumfummelei nach 4€uro Wechselgeld, waren auch endlich die Autoren an der Reihe. Ohne groß Spaß zu machen, oder Smalltalk zu probieren, zahlte man brav den Eintritt in Höhe von 2€uro pro Person und begab sich auf den Weg zur Tränke.
Oldieplätze

Doch vorher noch ein paar Worte zum heutigen Austragungsort. Thalheim liegt etwa 15 Kilometer südlich von Chemnitz und etwa 5 Kilometer östlich von Stollberg, liebevoll eingebettet in den Höhenlagen des Erzgebirges. Bekannt ist das etwa 7800 Einwohner zählende Städtchen vor allen durch... Joa... durch was eigentlich? Früher wurden hier Strümpfe hergestellt. Das sollte reichen!
Das heutige Ausflugsziel machte seinen Namen alle Ehre, war das Waldstdion doch tatsächlich auf einer Seite koplett vom mitteleuropäischem Mischwald bewachsen. Sehr angenehm, dass hier noch Natur Natur sein darf. Das überaus üppige Grün des Naturrasens tat sein Übriges, um dem inneren Naturburschen zu gefallen. Wo wir gerade dabei sind, kommen wir doch direkt zur Tribünenbewertung. Außer dem Wald auf der Gegengeraden, welche im Übrigen noch die Auswechselbänke und Anzeigetafel beherbergt, gab es eine sehr schöne überdachte Haupttribüne und eine SVT Oldie-Bank in der Ecke. Die eine Hintertortribüne wurde mit einem Netz versehen, um etwaige Bälle vor dem Absturz zu retten. Dass dieses Vorhaben nett gemeint ist, zeigte das heutige Spiel, bei dem das eine oder andere Mal ein neuer Ball von der Bank geholt werden musste. Besonders hervorzuheben sind an dieser Stelle die wunderbaren Getränkehalter im Geländer der Haupttribüne, zu der es auch noch passende Aschenbecher gab. An dieser Stelle schon mal ein großes Lob für so viel Einfallsreichtum und Erfindergeist! Auch abseits der schon beschriebenen Haupttribüne gab es ausreichend Sitzmöglichkeiten für die Anwesenden. Einzige Kritikpunkte an dieser Stelle sind das fehlende Flutlicht und die mangelhafte Anzahl an Mülleimern.
Unterstützt durch Produktplatzierungen
 


Trotzdem gibt es hier hervorragende 4 von 5 Tribünenpunkten! Ein großartiges Ergebnis und eine echte Überraschung für das anwesende Autorenkollektiv. Chapeau SV Tanne Thalheim, dass haben wir so nicht erwartet.
Doch bevor wir zu schnell in allzu große Lobhudelei verfallen, kommen wir zur nächsten Kategorie. Und wo Licht ist, ist bekanntermaßen auch Schatten zu fnden. Denn so geflasht wir auch vom Platz waren, so unterirdisch war das Angebot an Speis und Trank. Aus einem Holzbüdchen heraus verkaufte eine Muddi mit übelstem erzgebirgischem Dialekt die heiße oder kalte Ware an die Hungrigen und Durstigen. Der Holzverschlag nannte sich dann auch "Knoll´s 3 Tannen Ausschank". Warum drei Tannen, konnte leider nicht beantwortet werden. Und so bescheiden der Name dann auch daher kam, so bescheiden war leider auch das Angebot. Zwar wurde auf der Angebotstafel eine Fischsemmel angepriesen, bekommen haben wir sie allerdings nicht. Warum dann nicht einfach mal das Wechselschild aus der Menükarte entfernen und gut?! Für den kleinen Hunger zwischendurch gab es dann auch nur Bockwurst. Diese schmeckte, knackte und wurde im Brötchen serviert, überzeugen konnte sie, wie das übrige Angebot auch, leider nicht. Der Geschmack war etwas zu fad, Temperaturlevel lauwarm reißt auch niemanden vom Hocker und das Brötchen war etwas labbrig. Die einzige Erheiterung am Tresen bot die Kassenmagd, welche direkt nach der Bestellung forsch nach Senf, Ketchup oder beidem fragte. Es sei erwähnt, dass forsch hier noch nett ausgedrückt ist.
Ausschankholzverschlag
Das flüssige Gold wurde zwar in vereinseigenen Plastikbechern dargereicht, allerdings nicht in gezapfter, sondern in gegossener Form. Die Neigen die bei einem 0,4 Liter Becher in einer 0,5 Liter Flasche entstehen, werden für den nächsten Kunden aufbewahrt. Dazu dann noch 1€uro Pfand und der Affront gegen die werte Kundschaft ist perfekt. Verteilt (ausgeschenkt wäre übertrieben) wurde übrigens Hasseröder und Becks. Das norddeutsche Bier übrigens in allerlei Biermixvarianten, das einheimische als Pils und Radler. Der Besuch der Vereinsgaststätte wurde kurz nach Betreten vom Ausschank-Klaus unterbunden. Sämtliche Stühle waren hoch gestellt und eine Einkehr hier schien so weit entfernt, wie die hochdeutsche Sprache. Was wir denn hier wollten, wurden wir gefragt. Nur was zu Essen haben wir geantwortet. Hier gibt´s nix, schallte es uns entgegen. OK, gab es eben noch eine dieser Bockis. Die schreibende Zunft vertilgte hier zwei Fleischriemen. Die Bewertung fällt nicht so gut aus. Leider nur 1 von 5 Bockwürsten. Nicht einmal Standard! Durchgefallen! Besserung in Form von Fischbrötchen, Grill und Flaschenbier sind  augenscheinlich vorhanden, allerdings nicht im Einsatz. Schade!
Doch kommen wir zum eigentlichen Sinn unseres Besuches. Das Spiel an sich wusste zu gefallen. Sehr schöne Ballstafetten wechselten sich mit schnellem Kurzpassspiel ab. Die Hausherren überzeugten mit unheimlichem Ballbesitz und konzentriertem Pressing. Das Mittelfeld wurde mit einem guten Aufbauspiel überwunden und bis zum Strafraum auch schnörkellos zu Ende gespielt. Leider auch nur bis zur Strafraumgrenze. Die Abschlüsse  und / oder finalen Pässe fanden viel zu oft keinen Abnehmer oder waren schlicht und ergreifend zu schlampig gespielt. Kein Wunder also, dass es bis zur 26. Minuten dauerte, ehe es im Kasten der Gäste klingelte. 1:0 für die Hausherren. Jetzt ging es schnell und binnen der nächsten 19 Minuten scherbelte es fast im Minutentakt. Halbzeitstand 4:1! Das nicht nur die Gäste, sondern auch die Unparteiischen froh über die Pause waren, kann nur gemutmaßt werden. Alle drei boten im Übrigen eine sehr gute Darbietung, trotz ihrer massiven Konstitution. Der Linienrichter blieb bei etwaigen Abseitsstellungen stets seiner Linie treu, und konnte aus gefühlt 10 Metern im Hintertreffen auf Zuruf, sehr gut entscheiden. Die Zweite Hälfte wusste im Niveau weiter zu überzeugen, allerdings passt anscheinend der zweite Anzug nicht ganz so gut. Lediglich ein Tor wollte noch die Torlinie zum 5:1 Endstand überqueren. Schönes Spiel, verdientes Ergebnis. Besonders erähnen will ich an dieser Stelle noch die anwesenden Zuschauer, welche die Tore mit frenetischem Jubel und Gegröle gefeiert haben. Genau so etwas habe ich maximal bei Rapid Wien bewundern dürfen. Da können sich Argentinier und Griechen und sonst wer alles aber mal eine gepflegte Scheibe von abschneiden!
Einfach nur Ikone!

Schön wäre es gewesen... Nicht mal ein aufmunterndes Klatschen oder diverse Rufe kamen bei den Toren und strittigen Situationen auf. Einfach nur traurig! Nach Rücksprache mit dem Flügelflitzer wird hier maximal bei Seitfallziehertoren gejubelt.
"Wald gehen"
Nach dem Schlusspfiff, begab man sich noch schnell zu den gekachelten Nebenräumen. Diese befinden sich unmittelbar in Kabinennähe, was zu eventuellem Schweißgeruch führen könnte. Bei unserem Besuch waren die Spieler glücklicherweise noch auf dem Feld. Trotzdem sorgten die sanitären Anlagen nicht für ein überschwängliches Glücksgefühl. Zwei Pissoirs, zwei Kabinen und ein Waschbecken Punkt! Allerdings war ein Becken defekt, was einen Besucher (der der deutschen Sprache nicht besonders mächtig zu sein scheint) dazu veranlasste, einen Zettel darüber zu kleben oder den vorhandenen Zettel mit den klugen Worten "Wald gehen" zu beschriften. "in den" war anscheinend zu viel des Guten. Die Stoffhandtücher, welche hier bestimmt schon seit letzter Saison rumgeistern bringen ebenso wenig Pluspunkte wie die oberflächliche Reinlichkeit, welche bei genauerer Betrachtung verflog. Darum gibt es hier auch nur mit Augen zu drücken 2 von 5 Klobürsten! Allerdings muss gesagt werden, dass die Hardware hier einfach nicht mehr zulässt. Nach dem Auslaufen der Heimmannschaft wurde noch ein wenig Smalltalk mit dem Flügelflitzer abgehalten. Anschließend wurde Zwulf bestiegen und das Erzgebirge verabschiedete sich langsam aber unaufhaltsam im Rückspiegel.

Am Ende bleibt ein wunderbarer Sonntagsausflug in eine Region, die nicht nur mit Dialekt, sondern auch mit Platzatmosphäre und Natur, in positiver wie negativer Hinsicht überzeugen kann.

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