Sonntag, 12. April 2015

SV 1903 Kottengrün - 1.FC Rodewisch

04. April 2015

Ostern 2015! Der geneigte Haferaner fragt sich, was unsere wackeren Schreiberlinge seit vier Monaten so treiben. Leider ist am Anfang eines jeden Jahres einiges zu tun. Der Autor selber hat einige andere Sachen im Kopf und nutzt die kalte Jahreszeit, um in einer Sporthalle einem kleinen weißem Ball nach zu jagen. Der andere Teil des Autorenkollektives muss schichten. Und wenn sich dann doch die Zeit findet und die Felder der Eintracht besucht werden können, sind es die Zeit und die Muse, die einem gelungenen Beitrag einen Strich durch die Rechnung machen.
Da wir unsere Fans aber nicht im Stich lassen oder vergraulen wollen, muss sich hier ganz dringend wieder etwas tun und aus diesem Grund sind die folgenden Zeilen denen gewidmet, die in einer freien Minute mit einem Schmunzeln im Gesicht unsere Beiträge durchlesen und dabei ehrliche Freude verspüren.
Eimberg-Arena
Ostern war es wieder soweit und es wurde im Vogtland das Fest der Auferstehung begangen. Schon in der Landeshauptstadt informiert, ging die Fahrt mit Ulf recht zügig gen Südwestsachen, in der Hoffnung am Samstag so richtigen Hafer zu sehen. Nach einem Besuch der Drachenhöhle in Syrau und einem kurzen Stopp im Elektrogroßhandel der Spitzenstadt, ging es nach Kottengrün, wo auch schon die Eimberg-Arena auf den Autor und seine bessere Hälfte wartete. Dass es ihn nach Kottengrün verschlug, war dem Zufall geschuldet. Eigentlich wurde sich die Partie SV Bobenneukirchen gegen den SV Concordia Plauen herausgesucht. Allerdings war man sich aufgrund der Wetterlage nicht sicher, ob in der Vogtlandklasse wirklich gespielt werden konnte. Also suchte der Autor beim Frühstück einen etwas höherklassigen Kick aus und kam auf das oben genannte Spiel. Die Anfahrt von Plauen nach Kottengrün gestaltete sich dank ortskundiger Beifahrerin und dem Handy-Navi recht problemlos. Wieder einmal viel zu früh konnte der Platz und die Örtlichkeiten in Augenschein genommen werden. Ulf wurde ordnungsgemäß am Straßenrand abgeparkt und schon konnte ein erster Blick auf die Eimberg-Arena erhascht werden. Und tatsächlich konnte der Begriff Arena besser herhalten als Sportplatz oder Hartmietze. Auf der Gegenseite konnte mit zwei Stahlrohrtribünen aufgewartet werden, die im Bestfall ca. 100 Zuschauern Platz geboten hätten. Heute waren im ganzen Rund etwa 110 Anwesende Zuschauer vor Ort, wovon sicherlich zwanzig ohne die Entrichtung von 3,00 €uro am Kassenwart vorbeigekommen sind. Grund dafür ist ein Trainingsanzug vom "SVK" und / oder persönlicher Kontakt zum Kassendieter. Diesen Leuten entging dabei allerdings eine schön gestaltete Eintrittskarte, auf der auf der Vorderseite um Mitglieder geworben wird und auf deren Rückseite der Getränke Groß- und Einzelhandel Bier-Müller zeigt, warum es sich in der 700 Einwohnergemeinde lohnt, den Lokalverein monetär zu unterstützen. Ein kleines Highlight war das liebevoll gestaltete Programmheft: die "Arena News"! Auf vier farbigen DIN A5-Seiten gab es Information zum Tabellengeschehen in der Vogtlandliga, Spielberichte der Ersten und Zweiten Mannschaft, einen Spielersteckbrief und eine Vorstellung des Gastes aus Rodewisch. Desweiteren konnte der Leser dieser Postille eine Menge über die lokale Wirtschaft erfahren. Prinzipiell gibt es nix dran auszusetzen, wenn gesponsort und geworben wird. Allerdings nimmt das ganze hier schon leicht professionelle Züge an, sodass hier die Bälle flach gehalten werden sollten. Schließlich spielt man "nur" Vogtlandliga. 
Naturhang, Sprecherturm, Ghetto
Ansonsten bietet die Eimberg-Arena alles, was das Fussballherz begehrt. Eine Naturtribüne als Gegengerade, mit Holzbänken, die anscheinend schon immer dort stehen, echtes grünes, oder besser gesagt braunes Geläuf, einen Sprecherturm, aus dessen Fenster die Bassboxen gestellt wurden, von denen in der Halbzeitpause die Bässe heraus donnerten und ein kleiner Verkaufsstand für Speis und Trank auf einer der überdachten Tribünen. Zudem war auch noch ein wenig Feuer im Spiel, da der Unparteiische seine Rolle nicht ganz so verstand und etwas einseitig für die auf Tabellenplatz eins positionierten Hausherren pfiff. Dazu aber später mehr. Zur Bewertung der Tribünen zählt leider auch die Anreise mit herein. Da hier kein Nahverkehr vorhanden ist, muss die Anfahrt mit Pkw, Fahrrad oder zu Fuß erfolgen. Daher ein Punktabzug an dieser Stelle, welcher zu 4 von 5 Tribünen führt.
dunkel in der Ecke zu erahnen: der Pilz!
Da der Autor schon weit vor Spielbeginn anwesend war, wurde zuerst das Speiselokal näher ausgekundschaftet. Die Kneipe trägt den passenden, allerdings weniger kreativen Namen "Vereinsheim". Erstmal an der Eingangstür angekommen prangte ein Schild daran, dass heute geschlossene Gesellschaft sei. Das kann einen mutigen Journalisten nicht aufhalten und er trat in das Vereinsheim ein. Geschlossen waren allerdings nur die Fenster in diesem Raum, der zur Raucherlounge umfunktioniert wurde. Das freundliche Serviermädchen antwortete auf die Frage nach dem Speisenangebot in typischer Mundart, dass heute noch gegrillt wird. Also wurde sich erstmal nur ein Gerstensaft zu 2,00 €uro zu  Gemüte geführt und weiter rumgestromert. Nachdem sich der Plastikbecher geleert und die Blase gefüllt hatte, wurde der Lokus inspiziert. Dieser befand sich im Keller des Vereinsheimes und konnte mit einer ausreichenden Anzahl an Pissoirs und Thronen aufwarten. Da hier auch die Sauberkeit bewertet werden muss, sollte ein genauer Blick an die Wände nicht fehlen. Dabei fiel der dezente 1,00m große Schimmelfleck in der Ecke der Örtlichkeit auf. Desweiteren musste die Nase nicht bemüht werden. Schon bei Eintritt ins Klo wurden die Riechzellen aktiviert und ein klarer stechender Uringeruch musste vernommen werden. Zu allem Überfluss konnten die Betreiber der Lokalität sich nicht zu einem Papierhandtuchspender hinreißen lassen. So gab es diese zwar, lagen sie aber doch nur lieblos auf einem steinzeitlich anmutenden Airwolf rum. Egal! Hauptsache da.
lieblos, einfach nur lieblos
 
Da der Journalismus vor der Geschlechtertrennung nicht Halt macht, wurde die Freundin kurzer Hand zu Recherchezwecken auf das Damenklo geschickt. Fazit: Gepflegt und sauber. Trotzdem: hier kann es nur 2,5 von 5 Klobürsten geben. Zu gravierend sind Schimmel und Geruch, um hier noch ein überdurchschnittliches Ergebnis von 3 Klobürsten zu erreichen.
Nach getaner Arbeit, konnte man sich endlich den lukullischen Köstlichkeiten hingeben. Etwas neues gab es hier auf der Angebotstafel: Wiegebraten zum Preis von 2,00 €uro. Natürlich voller Vorfreude auf diese neue Gaumenfreude begab man sich zum Grill, der schon aufgebaut war und vor sich hin bruzelte. Wiegebraten ist eine Art Leberkäse, der in der Konsistens etwas gröber ist und an Jagdwurst erinnert. Geschmacklich kann der Autor auch sein OK dazu geben. Sehr pikant auf der Zunge, wird er stilecht im Brötchen mit Mostrich gegessen. Sehr lecker!
Da es im und um die Eimberg-Arena 3 Verpflegungsstellen gab, die Bratwurst und der Wiegebraten frisch gegrillt auf die Pappe kamen und die Bedienungen am Stand und im Kneipchen freundlich waren, gibt es hier gute 4 von 5 Bockwürsten. Einziges Manko hier waren der etwas höhere Preis von 2,00€uro für das Frischgezapfte im 0,3 Liter Plastikbecher. 
Zum Spiel sollen an dieser Stelle auch noch ein paar Worte verloren werden. Laut Tabellensituation war die Ausgangslage klar und eindeutig. Schließlich trafen hier der Ligaprimus und der Tabellensiebte aufeinander. Der amtierende Vogtlandpokalsieger auf den Aufsteiger. Die 90 Minuten begannen allerdings nicht wie erwartet, konnten die westvogtländischen Gäste die ersten zwanzig Minuten doch gut mithalten. Ehe der Führungstreffer der Hausherren fast im Gegenzug egalisiert wurde, war das Spiel ohne nennenswerte Höhepunkte geblieben. Fünf Minuten nach dem Ausgleich, konnte der Spitzenreiter auf 2:1 erhöhen, womit sich der Heimspieler Ralf Wiegand heute als Doppeltorschütze einschreiben durfte. Danach passierte nichts Außergewöhnliches mehr.
wahnsinnig kreative Namensgebung
Halbzeitstand: 2:1! Die Rodewischer glaubten noch an sich, als sie aus der Kabine kamen. Einige sind augenscheinlich noch in der Pause gewesen, während ein Kottengrüner Freistoß mit dem Hinterkopf verlängert ins Tor trudelte. 3:1! Das war sicherlich der Casus knacksus im Spiel der Gäste. Danach wurde das Spiel ruppiger und die Schwammschnecken beider Vereine mussten öfter das Spielfeld betreten als ihnen lieb war, um die Wehwehchen der Spieler zu kühlen. Sieben gelbe Karten, davon vier auf Seiten der Gäste sprechen eine eher unfaire Sprache. Auch die angereisten Zuschauer mit schwarz-weißen Schals um den Hals konnten sich die eine oder andere lautstarke Äußerung in Richtung Schiedsrichter nicht verkneifen. Als dann noch in der 84. Minute der Ball nach einem Solo vom kottengrüner Nachwuchstalent zum 4:1 im Rodewischer Tor einschlug, war der Drops gelutscht. Die Gäste verloren ihren Kampfgeist und freuten sich auf die Dusche. An sich konnte allen Widrigkeiten (Schneefall, Sonne, Wind) zum Trotze ein schönes Fussballspiel gesehen werden.
Am Ende bleibt die Gewissheit, dass Kottengrün nicht Mühltroff ist und man im Vogtland trotzdem auf seine Kosten kommt.

Anwesender und Autor: Marcus Wiltzsch

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