Montag, 10. September 2018

SV Dresden-Johannstadt 90 - Post SV Dresden

Sonntag 09.09.2018

Lange Zeit hat es gedauert, bis sich die Autoren wieder zu einem kleinen Bericht aufraffen konnten. Das soll sich mit dem Beitrag an dieser Stelle ändern. Zu gern hätten wir letzte Woche einen geharnischten Protestblog aufgrund des abgesagten Spieles des ortsansässigen Zweitligavereins gegen den ehemaligen Bundesliga-Dino geschrieben, aber anderweitige zeitliche Verpflichtungen ließen dieses Vorhaben scheitern.
Doch nun flux zum oben erwähntem Spiel.
Leider ist der Balkon nicht zu betreten
Stell Dir vor, die neue Fussballsaison hat gerade erst begonnen. Die erste Trainerentlassung hat es beim schwarz-gelben Fussballgroßmogul auch schon gegeben und alle sind gespannt, was der Interimstrainer so auf die Beine stellen kann. Eigentlich sind alle heiß auf Vereinsfussball! Alle? Nein. Ein Verband mit Sitz in Frankfurt hat darauf keine Lust und will den Leuten viel lieber die Weltmeisterschaftsversager nach dem so genannten "Neustart" präsentieren. Erste bis dritte Liga fällt damit wohl aus und es muss sich mit BRD gegen Peru begnügt werden. Erster Teil stimmt, zweiter nicht!
Warum sollte man sich so ein belangloses Testspiel gegen Peru antun, wenn vor der Haustür eine Menge anderer spannender Spiele auf einen warten?
Genau: es gibt keinen Grund!


Echte Honzabrühe!
Es hätte auch eines von den zahlreichen Partien des Sachsenpokals sein können, aber der Autor und ein Stammleser machten sich zum Landesligaspiel der Johannstädter Damen auf. Aber warum Frauenfussball? Erstens hatte man diesen Sportplatz bisher sehr lange links liegen lassen und zweitens... der Platz wurde noch nicht besucht.
Oft genug ist man an diesem Platz, zwischen Fährgarten und Sachsenplatz, vorbeigekommen, und viel zu oft hat man diesen Platz mit Nicht-Beachtung gestraft. Da an diesem schönen, spätsommerlichen Septembersonntag Zeit und Geld vorhanden waren, wurde in den Untiefen des welweiten Netzes gesucht und schnell konnte dieses Spiel erspäht werden. Fix über das Smartphone verabredet und schon war man nach einem kleinen Mittagsschläfchen vor Ort. Die heutige Anreise gestaltete sich dank Zwulf recht einfach. Schnell vor der ehemaligen Schankwirtschaft abgeparkt und die wenigen Stufen zum Elbufer hinabgestiegen, stand man auch schon vor der Sportanlage.
Diese besteht aus einem sehr schönen und gepflegtem Naturrasen, einer halben Naturtribüne, Flutlicht und Zaun. Mehr nicht. Und mehr braucht es für einen zünftigen Fussballnachmittag eigentlich auch nicht.
Die vorhin schon angesprochene ehemalige Gaststätte wird aktuell saniert, was ein Beobachten des Spieles von dem Balkon leider unmöglich macht. Wenn dieser Umstand abgeschafft wird, gibt es sicherlich eine mehr als gute Bewertung dieses Einodes der Dresdner Fussballlandschaft.
Dafür ist der Senf gut!
Doch will ich nun auch zum Wesentlichen unseres Besuches kommen. Die Tribünenbewertung. Wie eben schon beschrieben, hat der Platz eigentlich alles, was das Herz begehrt. Also 5 von 5 Tribünen? Mit Nichten! Die Anreise gestaltet sich mit den Öffis sehr einfach. Bus, Bahn und sogar die Fähre kann als Transportmittel auserkoren werden. Leider fehlen ein paar Mülleimer bei den Aufenthaltsflächen für Besucher und auch Sitzmöglichkeiten sind mehr als rar vorhanden. Wenn man nicht mit dem Gras am Hintern vorlieb nehmen möchte, sollten sich Betroffene vorher etwas in Form von Decken, Klappstühlen oder Sitzkissen mitnehmen. Auch die Ermangelung einer Eintrittskarte, bei nicht vorhandener Entrichtung eines Einlassobulusses zieht die Bewertung herunter. Daher kann ich hier leider nur 3,5 von 5 möglichen Tribünen vergeben.
Da der mitreisende Stammleser bei seinem vormittäglichen Besuch im Honzaland an den Ausflug gedacht hatte, gab es das erste Bier auf seine Kosten. Ein leckeres Radegaster befeuchtete die arg trocken gelegten Kehlen der beiden Anwesenden. Die weitere Futtersuche gestaltete sich recht einfach, womit wir auch schon bei der zweiten Kategorie sind: Die Bockwürste!
Post hat geflaggt!
Wenn man das Einlasstor hinter sich lässt, wird unweigerlich die Verpflegungsstelle passiert. Diese besteht aus zwei Biertischgarnituren und einem Gasgrill. Die beiden jungen Männer am Tresen waren sichtlich bemüht, den Besuchern eine einwandfreie Gewährleistung der Nahrungsaufnahme zu ermöglichen. Klappte eher suboptimal. Während der Halbzeit verspührte der Autor ein kleines Hüngerchen, was nicht mit einem Wölkchen besänftigt werden konnte. Also wurde ausgespäht, was es denn käuflich zu erwerben gab. Ernüchterung machte sich beim Anblick auf die Angebotstafel in Form eines DIN A4 Zettels breit. Bratwurst, Bier/Radler und AFG´s. Mehr gab es leider nicht zu holen. Auch die Preise trieben einem nicht die erhofften Freudentränen in die Augen. Radler 1,50 €uro, Bratwurst 2,00 €uro. Das sind für unsere gewohnten Verhältnisse schon sehr sportliche Preise. Kurz nach der Halbzeit musste der Grill noch einmal angeworfen werden, um das vorher schon gegarte Grillgut erneut zu erwärmen. Das dass seine Zeit dauert hätte eigentlich klar sein können. Während der Wartezeit wurde man nicht einmal freundlich bespasst von den anwesenden Kassierern. Die Krönung gab es schließlich beim Erhalten der begehrten Bratwurst. Nicht nur, dass diese aufgewärmt war, nein, geschmacklich war es auch kein Überflieger, aber das schlimmste war der Mostrich. In unseren Breiten sollte der gute Bautzner mittelscharf eigentlich zum Standardrepertoire eines jeden Haushaltes gehören. Nicht so beim SV Johannstadt. Nein, hier gab es ein unsägliches Noname Produkt aus der Quetschflasche. Die Farbe passte sichdann beim Probieren dem Geschmack an. Ekelhaft!

Nicht zuletzt aufgrund dieses Umstandes kann es hier nur 1,5 von 5 Bockwürsten geben.
Dann konnte sich dem Spiel wieder hingegeben werden. Die Heim11 befand sich vor dem Spieltag auf dem vorletzten Tabellenplatz. Setzte es im ersten Saisonspiel doch eine heftige 1:9 Heimniederlage gegen den Chemnitzer FC. Die Gästinnen traten als Tabellenvierter an, nachdem im ersten Spiel der TSV Spitzkunnersdorf mit 7:1 geschlagen werden konnte. Tore waren heute also fast schon garantiert. Das diese in dieser Konstellation fallen würden, konnte keiner erahnen. Der Autor war noch mit dem Posten der Paarung auf Facebook beschäftigt, da klingelte es bereit zweimal. Die Hausherrinen kamen in der ersten Minute zum 1:0 und in der Minute danach konnten die Postlerinnen ausgleichen. Daraufhin entwickelte sich ein munteres Spiel, welches durchaus zu gefallen wusste. Technische Feinheiten konnten bei der ein oder anderen Dame erkannt werden und auch der Spielaufbau gestaltete sich durchaus ansehnlich. Anfangs konnte ein deutlicher Klassenunterschied festgestellt werden. Die in weiß spielenden Gästinnen konnten sich deutlich überlegenen Ballbesitz und ein großes Chancenplus erarbeiten. Bis zur Pause stand es dann 1:3. Äußerst ansehnlich war der letzte Treffer, entstanden durch eine direkt verwandelte Ecke von Laura Bachmann.
Nach der Pause konnten die Frauen aus Johannstadt das Spiel fast komplett drehen und zwischenzeitlich stand es 3:3. Die Postlerinnen konnten dann allerdings das Zepter wieder in ihre Hände nehmen und gewannen schlussendlich mit 5:3.
Nur mit den echten New Balance
Der gewohnte hafer aus hohen Bällen und den üblichen vulgären Zwischenrufen der Spieler und Zuschauer konnte heute nicht vernommen oder beobachtet werden. Eigentlich schade, aber auch mal erfrischend angenehm. Klar, haben sich die Damen auch mal laut über das Spielfeld unterhalten, aber der Schiedsrichter, dessen Assistent anscheinend seine Fussballschuhe vergessen hatte, konnte einen ruhigen Nachmittag verleben. Trotz das es einige Grätschen und diverse Nicklichkeiten gab, kam die Partie komplett ohne Karten aus. Ein Zeichen für das Fairplay.
Die verzehrten Flüssigkeiten mussten nach dem Schlusspfiff dann auch wieder den Körper verlassen. Dazu mussten erstmal die Schankwirte befragt werden, wo sich denn die gekachelten Nebenräume befinden. Nach kurzer Auskunft wurde das stille Örtchen auch recht schnell gefunden. Das ließ leider arg zu wünschen übrig. Ein Pissoir, eine Kabine. Mehr gab es nicht. Ob es Absicht ist, dass sich anscheinend sämtliche Putzutensilien in der Herrentoilette befinden, möchte ich hier unkommentiert lassen. Sauber waren die keramischen Nebenräume allemal, doch leider gab es weder Möglichkeiten zur Abtrocknung, noch gab es angemessenes Klopapier (Stalins Rache lässt grüßen). Hier kann es nur eine unterdurchschnittliche Bewertung der Klobürstenwertung geben: 1,5 von 5 Klobürsten. Immerhin hat es nicht unangenehm gerochen.

Am Ende bleibt ein netter Ausflug in die Niederungen des Frauenfussballs und ein neuer Platz in der sächsischen Landeshauptstadt.

Anwesender und Autor: Marcus Wiltzsch

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